UN fürchten Katastrophe in belagerten Städten
14. Februar 2017Die Vereinten Nationen warnen vor einer humanitären Katastrophe in vier belagerten syrischen Städten. In den Orten Sabadani, Madaja, Fua und Kafraja seien insgesamt 60.000 unschuldige Menschen seit Wochen von der Außenwelt abgeschlossen, erklärte der UN-Nothilfekoordinator für Syrien, Ali Al-Zatari. Es herrsche ein Mangel an Nahrung und medizinischer Versorgung. UN-Konvois hätten die Orte zuletzt Ende November erreicht, teilte al-Zatari mit.
"Ein Kreislauf täglicher Gewalt"
Sabadani und Madaja liegen in der Provinz Damaskus und werden von Truppen des Regimes von Machthaber Baschar al-Assad und mit ihnen verbündeten Milizen belagert. Die beiden schiitischen Orte Fua und Kafraja in der Provinz Idlib sind von Aufständischen umzingelt. Die Menschen lebten dort in einem "Kreislauf von täglicher Gewalt und Entbehrung" ohne ausreichende Versorgung mit Lebensmitteln und Medikamenten, beklagte der UN-Vertreter.
Die Städte sind Opfer eines Tauziehens um humanitäre Hilfe. Die Konfliktparteien wollen laut UN Konvois mit Hilfsmitteln jeweils nur durchlassen, wenn auch die Gegenseite Lieferungen erlaubt. Das mache humanitäre Hilfe abhängig von äußerst schwierigen Verhandlungen, kritisierte Al-Zatari. Die Vereinten Nationen schätzen, dass bis zu 4,7 Millionen Syrer in schwer zugänglichen Gebieten leben. Rund 600.000 Menschen sind demnach in belagerten Ortschaften eingeschlossen.
Kämpfe zwischen Islamisten
Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Großbritannien sind bei Kämpfen zwischen den islamistischen Milizen "Tahrir al-Scham" und "Dschund al-Aksa" fast 70 Kämpfer getötet worden. Tahrir al-Scham wird von Kämpfern dominiert, die dem Terrornetzwerk Al-Kaida nahestehen und früher unter dem Namen Al-Nusra-Front auftraten. Dschund al-Aksa wiederum hat nach Angaben von Aktivisten Kontakte mit der Terrormiliz Islamischer Staat (IS).
Der IS ist trotz einer ähnlichen Ideologie mit Al-Kaida verfeindet.
Gespräche in Genf später
Derweil teilten die UN mit, die geplanten Syrien-Friedensgespräche in Genf würden formell erst einige Tage später beginnen als bislang geplant. Die Delegationen sollten zwar wie vorgesehen Anfang nächster Woche an der europäischen Zentrale der Vereinten Nationen in der Schweiz eintreffen. Formell würden die Verhandlungen aber erst am 23. Februar beginnen, teilte eine Sprecherin des UN-Sondergesandten für Syrien, Staffan de Mistura, mit.
Bereits am Donnerstag sollen in der kasachischen Hauptstadt Astana neue Syriengespräche beginnen. Neben UN-Vertretern werden Delegationen aus Russland, der Türkei, dem Iran und Jordanien sowie Abgesandte Assads erwartet. Ob die syrische Opposition an den Gesprächen teilnimmt, ist noch ungewiss. Für die Verhandlungen in Genf haben die Assad-Gegner ihr Kommen hingegen bereits angekündigt.
wl/se (dpa, afp)