Evakuierung aus Ost-Aleppo läuft
15. Dezember 2016"Wir hoffen auf eine störungsfreie und reibungslose Evakuierung der ehemaligen Rebellenhochburg", erklärte UN-Nothilfekoordinator Jan Egeland. Die Menschen, die das lange umkämpfte Ost-Aleppo verlassen, seien verletzte, kranke und sehr geschwächte Zivilisten sowie Rebellen und ihre Familien. Wie viele Tage die Aktion dauern wird, konnte er nicht sagen. Am Donnerstagabend brachte ein zweiter Konvoi Menschen aus dem Ostteil heraus. Ein Arzt und Aktivisten der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte bestätigten die Ankunft von Krankenwagen und Bussen an einem Transitposten nahe dem von Aufständischen kontrollierten Gebiet Chan al Aassal westlich von Aleppo.
Das Verteidigungsministerium in Moskau teilte mit, die syrischen Behörden garantierten die Sicherheit aller Rebellenkämpfer, die bereit seien, die Stadt zu verlassen. Das russische Militär beobachtet die Evakuierungsaktion nach eigenen Angaben unter anderem mit Drohnen.
Auch die UN und das Internationale Rote Kreuz überwachen den Prozess und stellen weitere Busse bereit.
Eindringlicher Appell des Bürgermeisters
Der Bürgermeister des zerstörten Ostteils, Brita Hagi Hasan, appellierte in Brüssel an die dort versammelten EU-Staats- und Regierungschefs, Beobachter in das Krisengebiet zu schicken. Außerdem müsse sichergestellt werden, dass auch alle Zivilisten die Stadt verlassen könnten. Er verlange nicht, dass Länder in den Krieg zögen, er wolle nur den Schutz der Zivilisten, betonte Hasan.
Nach Idlib oder in die Türkei
Wie Egeland weiter erläuterte, werden Aleppos Bewohner in die Provinz Idlib gefahren, die etwa 60 Kilometer südwestlich der einstigen Handelsmetropole liegt und in weiten Teilen von der bewaffneten Opposition beherrscht wird. Andere könnten in die Türkei ausreisen. Während der Fahrten von Ost-Aleppo zu den Zielpunkten sollten die Waffen schweigen. Der UN-Berater bestätigte, alle am Krieg beteiligten Parteien hätten sich auf dieses Vorgehen verständigt. Bislang verläuft die Aktion weitgehend störungsfrei
Assad: In Aleppo wird Geschichte geschrieben
Nach der weitgehenden Einnahme Ost-Aleppos durch Truppen des syrischen Machthabers Baschar al-Assad und verbündeter schiitischer Milizen hatte sich die Evakuierung mehrfach verzögert. Assad-Einheiten unterbanden am Mittwoch die Aktion. Jetzt erklärte Assad das umkämpfte Aleppo für "befreit". Damit hätten die syrischen Regierungstruppen "Geschichte geschrieben", sagte Assad in einem über das Internet veröffentlichten Video.
Seit Anfang Juli konnten die UN und Hilfsorganisationen keine Lebensmittel und Medikamente mehr zu den Menschen in das Gebiet liefern, das von Assad-Truppen abgeriegelt wurde. Syrische und russische Militärjets überzogen Ost-Aleppo mit heftigen Bombardements. Das Verteidigungsministerium im Moskau stellte jetzt nochmals klar, seit dem 18. Oktober hätten sich keine russischen Kampfjets mehr an den Angriffen beteiligt. Bis zu 100.000 Menschen versuchten bis zuletzt in den Ruinen zu überleben. Es fehlten Trinkwasser, Nahrung, medizinische Versorgung sowie Strom und Treibstoff.
se/wl (rtr, afp, dpa, ap)