UN bitten um Spenden für Flutopfer
11. August 2010Die Jahrhundertflut in weiten Teilen Pakistans ist nach Einschätzung der Vereinten Nationen einer der schwierigsten Noteinsätze aller Zeiten. "Tausende Dörfer und Städte haben Überflutungen in einem solchen Maßstab seit Generationen nicht gesehen", sagte Andrej Mahecic, der Sprecher des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR.
Das Genfer Büro zur Koordination der humanitären Nothilfe spricht von 14 Millionen Menschen, die mittlerweile "direkt oder indirekt" von der Flut betroffen sind. Davon seien mindestens sechs Millionen akut auf "Unterstützung zum Überleben" angewiesen. Für viele kommt die Hilfe allerdings schon zu spät: Nach aktuellen Schätzungen sind durch die Überschwemmungen bereits rund 1800 Menschen ums Leben gekommen.
Spendenflut gegen die Flut
"Wir werden einen Spendenaufruf über mehrere hundert Millionen Dollar herausgeben", kündigte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon in New York an. Er betonte, auch mittel- und langfristig werde Pakistan Hilfe brauchen. "Das wird eine große und langwierige Aufgabe". Nach Einschätzung führender Vertreter der Vereinten Nationen übertrifft das Ausmaß der Flutkatastrophe in Pakistan sogar die Folgen des verheerenden Tsunamis im Indischen Ozean Ende 2004.
Vor allem Kinder seien wegen des Mangels an Hygiene, Trinkwasser und Latrinen gefährdet, erklärte das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) in Köln. "Das größte Gesundheitsrisiko in den überschwemmten Gebieten ist Durchfall", erklärte der Leiter des Gesundheitsprogramms, Mohammed Cissé. Kinder, die erkrankten, könnten sehr schnell an Austrocknung sterben. UNICEF plane in dieser Woche mehr als vier Millionen Dosen Zucker-Salz-Mischung sowie Zink zur Durchfallbehandlung bereitzustellen. Im Kampf gegen eine Ausbreitung von Masern sollen lokale Gesundheitsbehörden bei Impfungen unterstützt werden.
Profiteure der Katastrophe?
Die radikal-islamischen Taliban forderten die pakistanische Regierung auf, auf Hilfsgelder aus dem Ausland - insbesondere aus den USA - zu verzichten. "Die Regierung darf amerikanische Hilfe nicht annehmen", erklärte die pakistanische Taliban-Organisation Tehreek-e-Taliban (TTP). "Wir verachten Amerika und andere ausländische Hilfe und glauben, dass sie zu Unterwerfung führt."
Zugleich boten die Aufständischen an, eigene Hilfen für die Flutopfer im Umfang von 20 Millionen Dollar bereitzustellen. Seine Organisation werde selbst Hilfsgüter ausliefern, wenn die Regierung in Islamabad garantiere, dass TTP-Mitglieder nicht verhaftet würden, sagte ein Sprecher. Nach Ansicht politischer Beobachter versuchten die Taliban derzeit, von der Flutkatastrophe zu profitieren. Als schnelle Helfer vor Ort wollen sie ihr Ansehen verbessern und ihren Einfluss im Land ausbauen.
Autor: Christian Walz (afp, epd, dpa, rtr)
Redaktion: Rolf Breuch