UN befürchten Ausweitung der Hungersnot
2. August 2011Vor zwei Wochen haben die Vereinten Nationen die beiden südsomalischen Gebiete Bakool und Lower Shabelle offiziell als Hungerregionen eingestuft. Nun warnen sie vor einer raschen Ausweitung der Hungersnot auf weitere Gebiete in dem ostafrikanischen Land. Sollte es nicht gelingen, die Krise sofort unter Kontrolle zu bringen, "könnte sie sich auf fünf oder sechs weitere Regionen ausbreiten", erklärte die Leiterin der humanitären Einsätze der UN, Valerie Amos, in New York.
Besonders Kinder und Frauen leiden
Die Britin wies nochmals eindringlich darauf hin, zehntausende Menschen seien auf ihrer Flucht aus den Dürregebieten bereits gestorben, Hunderttausende weitere hungerten. Vor allem Kindern und Frauen ginge es sehr schlecht, "da ihnen die weiten Fußmärsche die Kräfte rauben".
Wie die UN-Diplomatin weiter erläuterte, sagte die internationale Gemeinschaft für die insgesamt zwölf Millionen hungernden Menschen am Horn von Afrika bislang eine Milliarde US-Dollar (umgerechnet 700 Millionen Euro) zu. Nötig seien aber weitere 1,4 Milliarden Dollar (eine Milliarde Euro), "um Leben in Somalia, Kenia, Äthiopien und Dschibuti zu retten", betonte Amos.
Lebensmittelhilfe erreicht Hungernde im Süden
Das Internationale Komitee des Roten Kreuzes (IKRK) begann erstmals seit Jahresbeginn am Montag im Süden und in der Mitte Somalias mit der Verteilung von 3000 Tonnen Nahrungsmitteln wie Reis, Bohnen und Öl. Mit der Hilfe sollen mehr als 160.000 Menschen versorgt werden.
"Es ist sehr schwierig, in die Region zu gelangen", wies die Sprecherin der Organisation, Anna Schaaf, darauf hin. Vor Beginn der Aktion seien Sicherheitsgarantien von den verschiedenen Konfliktparteien eingeholt worden. Weite Teile Somalias werden von der radikal-islamischen Al-Shabaab-Miliz kontrolliert, die zahlreichen westlichen Hilfsorganisationen die Arbeit in ihrem Herrschaftsbereich verboten hat. 2009 hatten die Extremisten alle ausländischen Organisationen aus den von ihnen kontrollierten Landesteilen ausgewiesen.
Nach dem Hunger jetzt der Regen
In der somalischen Hauptstadt Mogadischu erschwert heftiger Regen die Versorgung Zehntausender Hungerflüchtlinge. Ewa 100.000 Menschen haben sich bislang dorthin "gerettet". Sie hausen oftmals in notdürftig aus Zweigen, Pappe und Lumpen errichteten Zelten, die jetzt aufweichen.
Der Ausbruch von Epidemien sei nur eine Frage von Tagen, befürchten Helfer. Mitarbeiter der UN behandelten im Juli in Mogadischu 12.000 unterernährte Kinder, 30 Prozent mehr als im Juni.
Somalier suchen Hilfe in Kenia
Im Flüchtlingslager Dadaab im Nordosten Kenias, in dem inzwischen etwa 440.000 Flüchtlinge aus Somalia unter schwierigsten Bedingungen versorgt werden, begann das UN-Kinderhilfswerk UNICEF mit Impfungen gegen Masern und Kinderlähmung. Täglich strömen etwa 1300 entkräftete Somalier ins Lager, wie UNICEF-Sprecherin Melissa Corkum mitteilte.
Nach Schätzungen der Vereinten Nationen sind in Kenia etwa 3,5 Millionen Menschen dringend auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen.
Autorin: Susanne Eickenfonder (epd, afp, dpa, rtr)
Redaktion: Nicole Scherschun