Umstritten: Hebron ist UNESCO-Welterbe
7. Juli 2017Die UNESCO hat die Altstadt von Hebron zum Weltkulturerbe erklärt und zugleich auf die Rote Liste gefährdeter Stätten gesetzt. Dies gab das Komitee am Freitag im polnischen Krakau bekannt. Bereits zuvor war um die mögliche Aufnahme eine Debatte entbrannt.
Am Samstag verweigerte Israel einer Delegation der UNESCO den Zutritt nach Hebron: ein Zeichen des Protests im Vorfeld der Entscheidung über die Aufnahme der Altstadt Hebrons in die UNESCO-Weltkulturerbeliste. Aber nicht nur Israel, sondern auch die USA kritisieren die Entscheidung. In einem Schreiben forderte die US-Botschafterin Nikki Haley UN-Generalsekretär António Guterres und UNESCO-Generalsekretärin Irina Bokova auf, sich der palästinensischen Kampagne zu widersetzen.
Scharfe Kritik aus Israel
Naftali Bennett, Bildungsminister und Vorsitzender des israelischen Komitees bei der UNESCO, verurteilte die Entscheidung und warf der Organisation vor, sie ignoriere die jahrtausendealten jüdischen Verbindungen mit Hebron. "Es ist enttäuschend und peinlich zu sehen, wie die UNESCO Geschichte verleugnet und ein ums andere Mal die Wirklichkeit verdreht, um wissentlich denen zu dienen, die den jüdischen Staat von der Landkarte wischen wollen", zitierte ihn die Tageszeitung "Haaretz". Solange sich dies nicht ändere, werde Israel nicht mehr mit der UNESCO zusammenarbeiten.
Israels Verteidigungsminister Avigdor Liebermann bezeichnete die UNESCO und ihre Entscheidung als "antisemitisch" und "skandalös". "Keine Entscheidung dieser irrelevanten Organisation wird unser historisches Recht auf die Patriarchengräber oder unser Recht auf das Land untergraben", sagte der rechtsgerichtete Politiker. Er hoffe, dass es gelinge, die UNESCO "dank der Hilfe unseres großen Freundes, den Vereinigten Staaten", finanziell auszutrocknen.
Hebron wurde im Eilverfahren in die UNESCO-Liste aufgenommen
Die Altstadt von Hebron ist eine von 35 Stätten, über deren Aufnahme die UNESCO bis zum 12. Juli in Krakau verhandelt. Üblicherweise dauert der Prozess mehrere Jahre. Palästina hat jedoch um eine zügigere Beratung gebeten. Das Argument: Hebron sei durch die Besatzung Israels von der Zerstörung bedroht. Deshalb wurde nun das schnellere Aufnahmeverfahren genutzt.
In der Stadt Hebron im Westjordanland liegen auch die von Juden, Christen und Muslimen verehrten Patriarchengräber. Im Grab der Patriarchen, das von den Moslems als Moschee von Al-Ibrahim bezeichnet wird, sollen Abraham, Isaak und Jakob sowie deren Frauen Sarah, Rebecca und Lea begraben sein. Seit Jahrzehnten steht dieser Ort im Mittelpunkt großer Spannungen. Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts lebten in Hebron sowohl Muslime als auch Juden. Bei einem Massaker 1929 tötete eine aufgebrachte Menge von Arabern insgesamt 67 Juden. Danach brachten die Briten als damalige Mandatsmacht die jüdischen Bürger aus der Stadt. Nach der Eroberung der Stadt durch israelische Truppen im Jahr 1967 kehrten Juden in die Altstadt zurück. Seit 1994, als in den Patriarchengräbern 29 Palästinenser erschossen wurden, herrscht eine erhöhte Sicherheitsstufe für jüdische Siedler.
so/ld (Israel heute, dpa, kna)