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Umsatz mit fairem Handel wächst

Andreas Noll 14. Oktober 2003

Kaffee, Tee, Schokolade, Zucker und vielleicht bald auch Textilien - die Palette von Produkten mit Transfair-Siegel wird ständig größer. Langsam aber stetig klettert auch ihr Umsatz, berichtet die Organisation.

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Immer beliebter: fair gehandelter KakaoBild: TransFair

Transfair kam mit guten Zahlen nach Köln, wo die Organisation am Rande der weltgrößten Ernährungsmesse ANUGA über ihre Aktivitäten berichtete. Der weltweite so genannte "faire Handel" sei im vergangenen Jahr um 20 Prozent auf rund 300 Millionen Euro Umsatz gewachsen. In Deutschland sei vor allem die Nachfrage nach Tee, Orangensaft und Schokolade gestiegen, sagte Transfair-Geschäftsführer Dieter Overath am Montag (13.10.2003) in Köln.

Fair gehandelte Produkte gebe es mittlerweile in mehr als 20.000 Supermärkten. Mit Ausnahme der großen Discounter seien fast alle an Bord, so Overath. "Transfair-Produkte drücken das aus, was alle Politiker und viele Menschen sagen: man muss die Ungerechtigkeit der Ersten und Dritten Welt auch konkret versuchen zu beheben. Und insofern sind Transfair-Produkte der konkrete Ansatz, hier Politik mit dem Einkaufskorb zu machen und in seinem Einkaufsverhalten zu gucken, dass den Menschen in der Dritten Welt dadurch auch geholfen wird."

Höhere Preise

Zur besseren Verbreitung der Marke habe auch das neue, weltweit einheitliche Logo beigetragen, erläuterte Overath. Es soll den Wiedererkennungswert und die Bekanntheit der Marke steigern. Erläuterungen auf den Verpackungen klären die Käufer zudem über die Ziele des Vereins auf.

Der Transfair-Handel lebt davon, dass die Verbraucher bereit sind, für die gute Sache einen höheren Preis zu zahlen. Nur so ist es zum Beispiel möglich, allen Kaffeebauern einen Mindestabnahmepreis von rund 1,30 Euro pro Pfund zu garantieren. Der Weltmarktpreis liegt mit 70 Cents derzeit deutlich darunter.

Kritik an Transfair

Das System stößt auch auf Kritik, vor allem bei Wirtschaftswissenschaftlern. Der Kauf dieser Produkte diene vor allem der Beruhigung des schlechten Gewissens der Käufer in den Industrieländern und verbessere allenfalls die Situation einiger weniger Produzenten in den Entwicklungsländern, so die Kritik. Mit dem Abbau der europäischen Agrarsubventionen könne dagegen viel mehr erreicht werden.

Die Kritik an den Agrarsubventionen sei berechtigt, meint auch Overath, der gesteht, dass der faire Handel allein die Probleme dieser Welt nie lösen werde. Er fügt aber hinzu: "Auf der anderen Seite wird kein Problem dieser Welt gelöst, wenn man nicht irgendwo konkret anfängt."

Wohin fließt das Geld?

Auch einige große Kaffeelieferanten sind beim Thema Transfair noch skeptisch. Wie zum Beispiel Betriebsbereichsleiter Ralf Gnewkow, dessen Unternehmen Melitta große Restaurants mit Kaffee versorgt: "Wir von Melitta werden keinen Transfair-Kaffee machen. Wir finden die Idee gut, glauben aber, dass die Gelder vielleicht nicht da ankommen, wo sie hingehören."

Tranfair weist diese Vermutung zurück. Luuk Zonnefeld, Geschäftsführer der internationalen Dachorganisation der nationalen Transfair-Organisationen verweist auf ein spezielles Inspektorensystem, das Transfair eingerichtet habe. Die Inspektoren kennen die lokale Sprache und Kultur und sollen mit ihren jährlichen Kontrollen die Verteilung der Gelder überwachen.

Fast zehn Prozent der kontrollierten Bauern oder Kooperativen fallen jedes Jahr durch den Transfair-TÜV. Andere erhalten Auflagen oder Verwarnungen. Unterwegs sind die Inspektoren überall dort, wo für Transfair produziert wird - derzeit in 45 Ländern.