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"Ligaspiele im Mai sind keine gute Idee"

6. April 2020

Auch Bundesligist Werder Bremen darf unter strengen Auflagen wieder ins Mannschaftstraining einsteigen. Der Bremer Innensenator Ulrich Mäurer erneuert im DW-Interview dennoch seine Kritik an der Deutschen Fußball Liga.

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Deutschland Ulrich Mäurer Bremen Innensenator
Bild: picture-alliance/dpa/C. Jaspersen

DW: Herr Mäurer, nun haben Sie doch grünes Licht für das Mannschaftstraining von Werder Bremen erteilt. Am Freitag hatten Sie noch gesagt, die Ausnahmeregelung für Fußballer sei kein wirklich gutes Signal für Deutschland. Warum jetzt der Sinneswandel?

Ulrich Mäurer: Wir hatten keinen Sinneswandel. Meine Bemerkung bezog sich auf die Ansage der DFL, ab Mai die Ligaspiele fortsetzen zu wollen. Ich bin weiter der Auffassung, dass das keine gute Idee ist. Es kann sein, dass wir uns dann auf dem Höhepunkt der Pandemie befinden. Da haben wir im Zweifelsfall andere Probleme, als uns um Geisterspiele zu kümmern.

Aber was hat Sie dann bewegt, Werder letztlich doch die Genehmigung zu erteilen?

Über das Wochenende wurde deutlich, dass überall das Training in der Bundesliga beginnen würde. Deswegen war klar, dass wir auch Werder Bremen kurzfristig eine Antwort geben mussten. Das haben wir heute getan. Werder kann jetzt wie die anderen Mannschaften trainieren, also reduziert in Form von Vierer-Kleingruppen und unter strengen Auflagen.

Andere Teams spielen in Gruppen von bis zu sieben Spielern, Werder nur zu viert. War das der Kompromiss mit dem Sie leben konnten?

Ich habe mich an den Vorschriften für Bayern und Leipzig orientiert. Das waren zwei Regelungen, mit denen wir uns identifizieren konnten. Bei einer Vierergruppe auf dem Platz wird die Gefährdung nicht zu groß.

Fußball Bundesliga Werder Bremen Frank Baumann Geschäftsführer
Werder-Sportchef Frank Baumann hatte Mäurer in einem Zeitungsinterview vorgeworfen, den Klub "bloßgestellt" zu haben Bild: Imago Images/Nordphoto/Kokenge

Werder-Sportchef Frank Baumann hat Ihnen eine chronisch negative Haltung zum Profifußball vorgeworfen. Hat Sie diese Kritik getroffen?

Da muss man unterscheiden. Unsere Sympathie gilt Werder Bremen, aber vieles, was die DFL macht, findet bei mir keine Zustimmung. Das leidige Thema der Kostenerstattung [bei Polizeieinsätzen, Anm. d. Red.] ist immer noch in der Welt. Auch wie lange die DFL noch versucht hat, an Geisterspielen festzuhalten, als allen schon längst klar war: Das geht nicht. Vor dem Hintergrund, dass etwa die belgische Liga die Saison für beendet erklärt hat, wäre etwas Weitsicht hilfreicher.

Sie haben vor gut vier Wochen mit ihrer Weigerung, das Geisterspiel Bremen gegen Leverkusen stattfinden zu lassen, den letzten Anstoß dafür gegeben, dass die DFL den Spielbetrieb ausgesetzt hat. Würden Sie auch vor keiner Spielabsage zurückschrecken, wenn die DFL Anfang Mai wieder spielen lassen sollte?

Ich würde sagen: Erst mal abwarten! Die Ministerpräsidenten haben mit der Kanzlerin vereinbart, bis zum 19. April den Ball flachzuhalten. Dann schauen wir, ob man gewisse Dinge lockern kann oder möglicherweise verschärfen muss. Das weiß ich alles nicht. Gegenwärtig können wir keine Geisterspiele austragen, weil wir ja auch das Problem hatten, dass dann Tausende von Menschen vor den Stadien standen. Auch das passt nicht in die Gegenwart.

Kriegen Sie wegen Ihrer DFL-kritischen Haltung eigentlich Gegenwind von den Fans?

Nein. Auch als wir das erste Geisterspiel abgesagt haben erhielten wir breite Zustimmung der Fans. Es gibt so vieles bei der DFL, was nicht überall die ungeteilte Zustimmung findet und zu überdenken ist.

Der SPD-Politiker Ulrich Mäurer ist seit 2008 Innensenator des Bundeslandes Bremen. Der 68 Jahre alte Jurist hat sich bereits mehrfach mit der Deutschen Fußball Liga angelegt. So stellte er 2014 dem Bundesligisten Werder Bremen einen Polizeieinsatz bei einem Fußballspiel teilweise in Rechnung. Das Bundesverwaltungsgericht erklärte den Gebührenbescheid des Landes im Jahr 2019 grundsätzlich für zulässig.

Das Interview führte Stefan Nestler.

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter