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Lattek 75

16. Januar 2010

Abends ins Bett gehen und dann einfach nicht mehr aufzuwachen, das sei seine schönste Vorstellung vom Tod, hat Udo Lattek einmal gesagt. Das Alter kann ihn heute nicht mehr schrecken – der Erfolgstrainer ist 75.

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Udo Lattek (Foto: dpa)
Erfolgstrainer Udo LattekBild: picture-alliance/ dpa

Noch immer sind seine Worte gefürchtet, noch immer hat seine Analyse Gewicht. Udo Lattek kommentiert seit mehr als 14 Jahren das Fußballgeschehen im Fernsehen und in der Zeitung – und wird dabei durchaus ernst genommen. Der ehemalige "Giftpilz der Liga“ gilt noch immer als einer der erfolgreichsten Trainer in der Bundesliga: 15 Titel in 15 Jahren hat er geholt, insgesamt coachte er in 522 Bundesligaspielen. Nur Otto Rehhagel, Erich Ribbeck und seit kurzem auch Jupp Heynckes (523) haben mehr Spiele auf dem Buckel.

Historischer Europapokalgewinn mit den Bayern

Udo Lattek und Ehefrau Hildegard
Udo Lattek und Ehefrau HildegardBild: picture-alliance / dpa

Gleich bei seiner ersten Trainerstation beim FC Bayern gelang ihm ein Kunststück: Er gewann mit dem FCB als erste deutsche Mannschaft überhaupt den Europapokal der Landesmeister. 4:0 für die Bayern hieß es am Ende 1974 gegen Atletico Madrid.

Der in Ostpreußen geborene Lattek sollte eigentlich Landwirt werden, entschied sich dann aber anders. Er studierte, war fünf Jahre lang Sport- und Englischlehrer und wurde dann bei seiner Fußballtrainer-Ausbildung zum ersten Mal entdeckt: von Hennes Weisweiler. Der schickte ihn kurzerhand zum DFB, wo Lattek mit 30 Jahren Assistent von Helmut Schön wurde und an dessen Seite unter anderem 1966 das Wembley-Tor bei der WM in England erlebte. Mit erst 35 Jahren ging er zum großen FC Bayern München. Dort feierte er drei Meistertitel in Folge: 1972, 1973 und 1974.

Erfolgreiche Jahre mit der Fohlenelf

Die zweite Trainerstation hieß Borussia Mönchengladbach, auch hier erreichte Lattek in nur vier Jahren zwei Meistertitel und den Gewinn des UEFA Cups. Es war der Höhepunkt der so genannten Fohlenära. Alte Weggefährten wie Ottmar Hitzfeld erinnern sich mit großem Respekt an diese Zeiten. "Er hat hervorragende Erfolge erzielt, er war ein großartiger Trainer, ein großer Psychologe, ein großer Taktiker.“

Private Schicksalsschläge

1981 war ein schweres Jahr für die Familie Lattek. Sohn Dirk, gerade einmal 15 Jahre alt, verstarb an Leukämie. Lattek flüchtete aus Dortmund nach Spanien zum ruhmreichen FC Barcelona mit dem Wunderkind Diego Maradona. Mit Barca holte er 1982 den Europapokal der Pokalsieger und damit als einer von nur wenigen Trainern alle drei Europapokal-Titel.

Latteks Rückkehr zum FC Bayern brachte ihm weitere drei Meisterschaften und einen DFB-Pokalsieg ein, danach folgten Kurzauftritte als Trainer und technischer Direktor in Köln und auf Schalke. Doch auch, als er 1991 offiziell seine Trainerkarriere beendete, war nicht endgültig Schluss: Neun Jahre später rettete Lattek mit 65 Jahren in einem Kurzeinsatz Borussia Dortmund vor dem Abstieg. Dann noch ein Schicksalsschlag: 2001 musste sich Lattek operieren lassen: Ein gutartiger Gehirntumor.

Kleine Feier im engsten Familienkreis


Udo Lattek (stehend ganz rechts) mit Bayern München und der Meisterschale und dem Europacup der Landesmeister 1974
Udo Lattek (stehend ganz rechts) mit Bayern München und der Meisterschale und dem Europacup der Landesmeister 1974Bild: picture-alliance / dpa

Heute widmet sich Lattek verstärkt seiner Familie, mit der er im kleinen Kreis feiern wird. Klein wird es aber nicht bleiben: Einen Tag nach seinem Geburtstag wird er im Fernsehen in einer Spezialsendung auf alte Bekannten treffen - seine Ziehsöhne Paul Breitner und Bernd Schuster zum Beispiel.

Er kann sich jetzt Fußballspiele angucken, weil er Spaß daran hat und nicht, weil er arbeiten muss - das gefalle ihm. "Über den Tod denke ich auch nicht mehr nach“, sagte er kurz vor seinem Jubiläumstag. "Wenn es Zeit ist zu gehen, dann ist es eben soweit.“

Autorin: Olivia Fritz
Redaktion: Wolfgang van Kann