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U21: Moukoko nach rassistischen Beleidigungen schockiert

23. Juni 2023

Die rassistische Hetze gegen zwei Spieler hinterlässt Spuren beim deutschen U21-Nationalteam. Die Spieler wollen das Geschehen aufarbeiten - stehen nach dem Remis zum EM-Start gegen Israel auch sportlich unter Druck.

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Youssoufa Moukoko beim Auftaktspiel der U21-EM gegen Israel
Youssoufa Moukoko beim Auftaktspiel der U21-EM gegen IsraelBild: Meusel/Beautiful Sports/Imago

Als der Mannschaftsbus der deutschen U21-Nationalmannschaft tief in der Nacht das Teamquartier am Schwarzen Meer erreichte, waren Schock und Entsetzen immer noch groß. Nach den rassistischen Beleidigungen gegen die Spieler Youssoufa Moukoko und Jessic Ngankam mochte nach dem 1:1 zum Auftakt der U21-EM gegen Israel im Lager des Deutschen Fußball-Bunds niemand einfach zur Tagesordnung übergehen.

"Ganz bestimmt muss ich jetzt mit den Jungs sprechen und mit der ganzen Mannschaft sprechen", kündigte Trainer Antonio Di Salvo noch in der Nacht an. Bis zum wichtigen nächsten Spiel am Sonntag gegen Tschechien bleibt aber nur wenig Zeit. Etwa eine Stunde nach Abpfiff im georgischen Kutaissi machte Moukoko mit emotionalen Worten die Hass-Botschaften in den sozialen Medien gegen sich und Teamkollege Ngankam öffentlich.

"Da sind Menschen, die gar nichts zu tun haben, die beleidigen dich. Wenn wir gewinnen, sind wir Deutsche und wenn wir verlieren, sind wir Schwarze", schrieb der Stürmer von Borussia Dortmund bei Instagram. "Das ist ekelhaft, das hat sehr weh getan", sagte Moukoko, der ein "Zeichen" forderte.

Verschossene Elfmeter als Ausgangspunkt

Der 18-Jährige hatte gegen Israel bereits nach drei Minuten einen Elfmeter vergeben, Herthas Ngankam scheiterte in der Schlussphase ebenfalls vom Punkt (80. Minute). Die Spieler reagierten schockiert. "Ich verstehe nicht, wieso man heutzutage immer noch rassistisch ist", sagte Torhüter Noah Atubolu, der von ähnlichen Erfahrungen berichtete. "Die Jungs können nichts dafür, woher sie kommen. Sie haben sich entschieden, für Deutschland zu spielen, und geben das Beste für ihr Land." 

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Jessic Ngankam vergab in der 80. Minute den zweiten Elfmeter für das deutsche Team Bild: Meusel/Beautiful Sports/Imago

"Jede Art von Rassismus und Diskriminierung ist unterste Schublade, das geht überhaupt nicht", sagte Di Salvo. Der 44 Jahre alte Trainer ist bei seinem ersten Turnier als Chefcoach nun extrem gefordert. Einerseits müssen er und sein Trainerteam das Geschehene mit der Mannschaft aufarbeiten, andererseits steht die U21 nach ihrem EM-Fehlstart auch sportlich unter enormem Druck. "Förderlich ist es nicht, das ist klar", sagte der Coach auf die Frage nach dem Einfluss der Beleidigungen auf die Leistung seiner Elf. "Jetzt sind wir gefragt, die Jungs aufzubauen."

Gegen Tschechien unter Druck 

Dafür bleibt nur wenig Zeit: Bereits am Sonntag (18 Uhr MESZ) steht in Batumi das zweite Gruppenspiel gegen Tschechien an. Nach dem Unentschieden zum Start braucht der Titelverteidiger dringend einen Sieg. Sonst droht das Team schon vor dem Gruppenfinale gegen England am Mittwoch die Ziele wie den Einzug in die K.o.-Phase und die Qualifikation für die Olympischen Spiele aus den Augen zu verlieren.

"Wir haben noch viel Arbeit vor uns", sagte Di Salvo. Das Tor von Kapitän Yann-Aurel Bisseck (26.) reichte gegen Israel trotz einer Halbzeit in Überzahl nicht zum Sieg - auch weil die deutsche Mannschaft neben den beiden vergebenen Elfmetern zahlreiche weitere Chancen ungenutzt ließ. "Das war schon auf jeden Fall relativ wenig", gab Di Salvo ernüchtert zu.

Vor allem Moukoko, der bei der EM vorangehen sollte, erwischte einen unglücklichen Abend, vergab zahlreiche Großchancen und verhinderte ein Tor durch eine Abseitsposition. "Youssoufa weiß, dass er mehr kann", sagte Di Salvo. Nach der Erfolgs-Ära unter Trainer-Vorgänger Stefan Kuntz mit drei Final-Teilnahmen in Serie und den Titel-Gewinnen 2017 und 2021 wäre das Verpassen der K.o.-Phase eine große Enttäuschung für die deutsche U21.

dvo/jst (dpa)