Türkisch-russische Patrouillen in Idlib
13. März 2020"Beide Seiten haben die entsprechende Vorlage unterzeichnet, und diese ist in Kraft getreten", sagte der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar der amtlichen türkischen Nachrichtenagentur Anadolu. Die gemeinsamen Patrouillen sollen demnach am Sonntag beginnen. Laut der Vorlage sollen sie in einem Sicherheitskorridor entlang der wichtigen Hauptverkehrsstraße M4 in der nordwestsyrischen Provinz Idlib stattfinden.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan und der russische Staatschef Wladimir Putin hatten sich vor einer Woche in Moskau auf eine Feuerpause verständigt. Unterhändler beider Seiten hatten die Details seit Dienstag in Ankara ausgearbeitet. Dazu gehört auch der Aufbau gemeinsamer Koordinationszentren, um die Waffenruhe zu beobachten, wie Akar weiter mitteilte.
Die Türkei und Russland stehen im Syrienkonflikt auf unterschiedlichen Seiten. Die Türkei unterstützt bestimmte Milizen in Syrien und hat dort auch eigene Truppen im Einsatz. Russland steht hinter dem syrischen Machthaber Baschar al-Assad. Dennoch stimmen sich beide Länder seit langem eng ab, insbesondere bezüglich der Lage in Idlib.
Die Waffenruhe kam nach einer Eskalation in der Region zustande, bei der auch zahlreiche türkische Soldaten getötet worden waren. Wegen der eskalierenden Gewalt waren in dem Gebiet nahe der türkischen Grenze rund eine Million Menschen vertrieben worden.
Akar sagte, es gebe "sehr gute Anzeichen", dass einige Einwohner bereits in ihre Häuser zurückkehrten. Der Minister lobte zudem Russland für seinen "konstruktiven" Ansatz für eine weitere Zusammenarbeit.
UNICEF macht auf Lage der Kinder aufmerksam
Derweil macht das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) auf die dramatische Situation der Kinder aufmerksam. Zu Beginn des zehnten Kriegsjahres an diesem Sonntag sind demnach vier von fünf Mädchen und Jungen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Rund 9000 Kinder wurden seit 2011 bei Angriffen und Bombardierungen in Syrien getötet oder verletzt. Schätzungsweise 5000 Kinder wurden zwangsrekrutiert, darunter sogar erst Siebenjährige. Besonders dramatisch sei die Lage in der Provinz Idlib, hieß es.
Das UN-Nothilfebüro (OCHA) mahnte, die Kämpfe in Idlib seien zwar zurück gegangen. Doch sei die Lage für Frauen und Mädchen unerträglich. Helfer berichteten immer wieder, dass Männer Machtpositionen ausnutzten, um Frauen zu missbrauchen. Sie böten Obdachlosen etwa nur gegen Sex und Ausbeutung Unterschlupf oder finanzielle Hilfe.
uh/se (afp, dpa, epd)