Tutu: Zustände in Afrika so schlimm wie Apartheid
17. April 2015Der südafrikanische Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu hat die Verfolgung von Einwanderern in seinem Land entschieden verurteilt. Diese Hassverbrechen ähnelten den schlimmsten Auswüchsen der Apartheid, sagte Tutu am Freitag der Zeitung "The Star". Damit reagierte Tutu auf die jüngsten Vorfälle in Johannesburg. Dort mussten in der Nacht mindestens 200 Ausländer auf eine Polizeiwache fliehen, um sich vor einem Mob zu retten, der Häuser in Brand setzte und Geschäfte plünderte. Zwölf Menschen nahm die Polizei bereits fest. Verletzt wurde offenbar niemand.
Örtlichen Medienberichten zufolge kamen die Angreifer aus einem Arbeiterwohnheim und schrien die Ausländer an, sie sollten Südafrika verlassen. Auch Autos seien angezündet und die Polizei angegriffen worden. Bewohner des Wohnheims sagten Journalisten, sie hätten den Ausländern deutlich machen wollen, dass sie in ihrem Land nicht willkommen seien.
Wut und Frust sind keine Begründung
David Malemolla Makhura, Premier der Provinz Gauteng, zu der Johannesburg gehört, verurteilte die Übergriffe scharf. Jeder Südafrikaner müsse aufstehen und Attacken auf Ausländer verurteilen, sagte er im britischen Rundfunksender BBC. Auch der südafrikanische Präsident Jacob Zuma bezeichnete die Angriffswelle als schockierend. Wut und Frust dürften keine Begründung dafür sein, Ausländer anzugreifen und ihr Eigentum zu plündern, sagte er im Parlament in Kapstadt.
Seit Anfang des Monats sind in Südafrika Menschen mit ausländischen Wurzeln verstärkt Opfer von Übergriffen geworden. In der Hafenstadt Durban wurden bei Angriffen auf Häuser und Geschäfte von Einwanderern aus Somalia, Äthiopien, Malawi und anderen Ländern bereits sechs Menschen getötet. Von Durban schwappte die Gewalt am Donnerstag auf Johannesburg über.
Unbedachte Aussage aus Auslöser
Hintergrund der ausländerfeindlichen Angriffe ist südafrikanischen Medien zufolge die schlechte wirtschaftliche Lage im Land. Nach offiziellen Angaben ist jeder vierte Südafrikaner arbeitslos. Vor allem junge Männer machen den Medienberichten zufolge Ausländer dafür verantwortlich, dass sie ohne Beschäftigung sind. Begonnen hatte die Welle an Übergriffen zwei Wochen zuvor mit einer Aussage des Zulu-Königs Goodwill Zwelithini. Er beschuldigte Ausländer, den Südafrikanern ihre Jobs wegzunehmen und forderte sie deshalb auf, das Land zu verlassen. Zwar behauptet Zwelithini, dass man ihn falsch verstanden habe, sein Aufruf hatte dennoch schlimme Folgen.
nin/kle (afp, epd)