"In den Terrorismus verstrickt"
20. Mai 2013Nach massiven Ausschreitungen mit Anhängern der radikalen Islamistengruppe "Ansar al-Scharia" hat die tunesische Regierung der Salafisten-Bewegung erstmals eine Verwicklung in terroristische Aktivitäten vorgeworfen. Die Gruppe sei "in den Terrorismus verstrickt", sagte Regierungschef Ali Larayedh im Staatsfernsehen. "Ansar al-Scharia ist eine illegale Organisation, die den Staat herausfordert und provoziert."
Anhänger der Salafisten-Bewegung hatten sich am Sonntag an mehreren Orten im Land Straßenschlachten mit Sicherheitskräften geliefert. Wie das Innenministerium in Tunis mitteilte, wurde dabei mindestens ein Mensch getötet, etliche weitere erlitten Verletzungen. Die radikalen Islamisten hatten in einem Vorort der Hauptstadt Tunis Straßenblockaden aus brennenden Reifen errichtet und Steine und Molotowcocktails geworfen. Polizei und Militär setzten daraufhin Tränengas und Gummigeschosse ein. Die Zahl der Protestteilnehmer wurde von den Behörden mit 700 angegeben.
Regierungschef Ali Larayedh bestätigte inzwischen, dass nach den tödlichen Zusammenstößen zwischen Anhängern der Salafisten-Bewegung Ansar al-Scharia und Sicherheitskräften rund 200 mutmaßliche Extremisten festgenommen worden seien.
Islamisten gegen militante Islamisten
Auslöser der Krawalle war das behördliche Verbot eines Kongresses der "Ansar al-Scharia", der schon länger eine Nähe zum Terrornetzwerk Al Kaida nachgesagt wird. Das eigentlich in der Stadt Kairouan geplante Treffen war vom Innenministerium aus Sicherheitsgründen untersagt worden. Die Anhänger werden für Angriffe auf die US-Botschaft sowie auf als "zu westlich" gebrandmarkte Fernsehsender und Kunstausstellungen verantwortlich gemacht. Sie hatten damit auf ein Mohammed-Schmähvideo aus den USA und die Ausstrahlung eines angeblich gotteslästerlichen Films reagiert.
Die in Tunesien regierende Ennahda-Partei, die selbst eine islamistische Ausrichtung hat, wendet sich neuerdings verstärkt gegen die militanten Islamisten. "Ansar al-Scharia" wirft der Ennahda eine anti-islamische Politik vor und drohte der Regierung mit "Krieg". Nach eigener Darstellung hat die Bewegung, die eine "islamische Ordnung" mit islamischer Rechtsprechung (Scharia) als einzig legitime Staats- und Gesellschaftsform ansieht, rund 40.000 Anhänger.
wa/ml (afp, dpa, rtr)