1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Tschüss Plastiktüte?

Gero Rueter1. Juni 2016

Plastik schadet der Umwelt. Es gelangt ins Meer, verharrt dort über Jahrhunderte und belastet Tier und Mensch. Plastiktüten sollen deshalb aus Supermärkten verbannt werden. Aber welche Alternativen gibt es?

https://p.dw.com/p/1IySt
Symbolbild Aldi Lidl Discounter Plastiktüte
Bild: picture-alliance/dpa

Weltweit werden rund 1000 Milliarden Plastiktüten pro Jahr verbraucht. Pro Erdbewohner sind das mehr als 130 Tüten pro Jahr, viele davon landen im Meer.

Handelsübliche Tüten bestehen meist aus dem Kunststoff Polyethylen, der aus fossilem Öl hergestellt wird. Da diese Tüten sich nicht biologisch zersetzen, bleiben sie sehr lange in der Natur. Experten gehen davon aus, dass bis zum vollständigen Zerfall 100 bis 500 Jahre vergehen.

Vor allem Meerestiere nehmen das Plastik mit der Nahrung auf, der Kunststoff verbleibt oft langfristig im Magen. Sammelt er sich an, bleibt für die Nahrungsaufnahme immer wenig Platz, die Tiere verhungern. Ob die Kunststoffe und die darin enthaltenen chemischen Zusätze auch in die Blutbahn der Tiere und durch den Verzehr beim Menschen ankommen, ist noch unklar.

Nach Angaben der EU-Kommission verwendet der Durchschnittseuropäer rund 500 Plastiktüten pro Jahr, inklusive der sehr dünnen Obst-und Gemüsebeutel. Davon werden nur rund sieben Prozent recycelt.

Mit Aufklärung, Verboten, Gebühren und freiwilligen Maßnahmen des Handels soll nun der Verbrauch von Plastiktüten in der EU reduziert werden. Ziel der EU-Richtlinie ist es, dass die Zahl der Plastiktüten (ohne Gemüse und Obstbeutel) bis 2025 auf höchstens 40 Tüten pro Jahr sinkt. Derzeit benutzt jeder EU-Bürger rund 170 Einkaufstüten aus Plastik im Jahr, in Deutschland sind es im Schnitt 71.

Mehrweg statt Einweg

Plastik ist leicht und stabil. Deswegen haben sich Kunststoffe als Verpackung und Einkaufstüten optimal bewährt.

Symbolbild Plastiktüte Mehrwegtasche
Empfohlen werden Taschen die man immer wieder verwendet.Bild: DUH

Umweltexperten empfehlen vor allem die Vermeidung. Immer eigene Taschen, Rucksäcke und alte Tüten mitnehmen, lautet die Empfehlung des Naturschutzverbund Deutschland (NABU). Denn auch die Alternativen zur Plastiktüte haben ökologische Nachteile, vor allem dann, wenn sie nur einmal genutzt werden.

Papiertüten sind zum Beispiel sind zwar biologisch abbaubar und zersetzen sich auch im Meer und in der Landschaft wesentlich schneller, anderseits wird für die Herstellung viel Energie und Wasser benötigt.

Zudem werden umweltschädliche Chemikalien bei der Herstellung von stabilen Papiertüten eingesetzt. Eine Papiertüte, die nicht aus Altpapier hergestellt wird, braucht nach Berechnungen von Umweltexperten im Vergleich zur erdölbasierten Plastiktüte dreimal so viel Energie.

Auch Stofftaschen aus Baumwolle haben viele ökologische Nachteile und können nur dann empfohlen werden, wenn sie sehr häufig genutzt werden. Der Grund ist die Baumwolle, für deren Anbau viel Wasser benötigt und viele Pestizide gespritzt werden.

Nach Angaben des NABU müsse deshalb eine konventionelle Stofftasche mehr als 100 mal so oft wie eine erdölbasierte Kunststofftüte genutzt werden, um die schlechtere Ökobilanz auszugleichen. Stoffbeutel seien deshalb nur zu empfehlen, wenn sie häufig zum Einsatz kommen. Besonders empfehlenswert seien allerdings Beutel aus fair gehandelter Bio-Baumwolle, Bio-Hanf und Bioleinen.

Bildergalerie Plastiktüten Neumaterial
Platzsparend und Stabil: Mehrwegbeutel aus PolyesterBild: DUH

Immer mehr Supermärkte bieten Ihren Kunden als Ersatz für die herkömmliche Plastiktüte Taschen aus Papier und Baumwolle an und auch stabile Mehrwegtragetaschen aus den Kunststoffen Polyterephthalat (PET) oder Polyester.

Gerade Mehrwegbeutel aus Polyester sind für die Kunden besonders praktisch. Sie wiegen nur 26 Gramm, sind sogar leichter als viele klassische Plastiktüten, können bis zu zehn Kilo tragen und sind zusammengefaltet nicht größer als ein Taschentuch So klein passen sie in jede Jackentasche.

Plastikmüll am Atlantik
Plastikmüll am Strand. gibt es Lösungen von der Industrie?Bild: DW/G. Rueter

Umwelt braucht biologisch abbaubare Kunststoffe

Neben den Möglichkeiten für Handel und Verbraucher, die Menge an Plastiktüten zu reduzieren, fordern Umweltexperten auch Lösungen von der Industrie. Diese müsse Kunststoffe entwickeln, die biologisch abbaubar sind. Damit ließen sich die Probleme von Plastikmüll in der Umwelt erheblich reduzieren.

Nach Angaben der Kunsstoffbranche, PlasticsEurope gibt es durchaus die Möglichkeit, biologisch abbaubare Kunststoffe herzustellen. Diese können sowohl aus Erdöl als auch aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt sein. So würden zum Beispiel für Landwirte Kunstofffolien getestet, die biologisch abbaubar sind und nach Gebrauch einfach untergepflügt werden. Abbaubare Kunstoffe seien durchaus möglich, bisher aber ein kleines Nischenprodukt.