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PolitikTschad

Tschad beendet Verteidigungsabkommen mit Frankreich

29. November 2024

Frankreich verliert weiter an Einfluss in West- und Zentralafrika. Der Tschad kündigte das Verteidigungsabkommen mit der ehemaligen Kolonialmacht auf. Zugleich forderte der Senegal den Abzug französischer Soldaten.

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Der Außenminister des Tschad, Abderaman Koulamallah, sitzt vor einem Mikrofon
Der Außenminister des Tschad, Abderaman Koulamallah (Archivbild)Bild: Facebook

"66 Jahre nach der Ausrufung der Republik Tschad ist es Zeit für den Tschad, sich voll und ganz zu seiner Souveränität zu bekennen und seine strategischen Partnerschaften anhand seiner nationalen Prioritäten neu zu definieren", erklärte der Außenminister des zentralafrikanischen Landes, Abderaman Koulamallah, auf Facebook. Der Schritt markiere eine "historische Wende", schrieb Koulamallah weiter. Beobachter erwarten, dass das den Abzug der bislang rund 1.000 französischen Soldaten aus dem zentralafrikanischen Land bedeuten wird. Der Minister machte allerdings keine konkreten Angaben zu einem Truppenabzug. Die Aufkündigung der Abkommen bedeute aber keinen Bruch mit Frankreich, "wie im Niger oder anderswo", sagte er der französischen Nachrichtenagentur AFP.

Mit dem Abkommen sollte die Zusammenarbeit in den Bereichen Sicherheit und Verteidigung zwischen den beiden Nationen gestärkt werden. Die Bekanntgabe erfolgte nur wenige Stunden nach dem Besuch des französischen Außenministers Jean-Noël Barrot im Tschad. Koulamallah sagte bei einer Pressekonferenz nach Barrots Treffen mit Staatspräsident Idriss Déby Itno betont, Frankreich müsse anerkennen, dass der "Tschad groß, reif geworden ist" und ein "souveräner Staat ist".

Auch Senegal geht auf Distanz

Eine ähnliche Ankündigung kam auch aus dem Senegal, ebenfalls eine ehemalige französische Kolonie. Paris werde mittelfristig seine Armeestützpunkte im Land schließen müssen, sagte Senegals Präsident Bassirou Diomaye Faye der Nachrichtenagentur AFP. "Der Senegal ist ein unabhängiges Land", sagte er zur Begründung. Souveränität sei unvereinbar mit der Präsenz von ausländischen Militärstützpunkten im Land, fügte Faye hinzu. Einen Zeitpunkt für einen Truppenabzug ließ er offen und sagte zu, dass Paris rechtzeitig informiert werde. Frankreich hat offiziell noch rund 350 Soldaten in dem westafrikanischen Küstenstaat.

Bassirou Diomaye Faye, der Präsident des Senegal
Senegals Präsident Bassirou Diomaye FayeBild: Sylvain Cherkaoui/AP Photo/picture alliance

Der Präsident betonte zugleich, dass diese Ankündigung keinen "Bruch" mit Frankreich einleiten solle. Stattdessen strebe der Senegal eine "erneuerte Partnerschaft" mit Paris an. Sein Land wolle zudem mit so vielen Ländern wie möglich Partnerschaften pflegen, fügte Faye hinzu. Er begrüßte zudem, dass der französische Präsident Emmanuel Macron kürzlich in einem Brief ein "Massaker" der französischen Armee an senegalesischen Kämpfern im Dezember 1944 einräumte.

Truppenreduzierung war schon angekündigt

Frankreich hatte bereits im Juni angekündigt, seine Truppen in afrikanischen Ländern weiter zu reduzieren. Im Senegal und im Tschad sollten jedoch laut damaligem Stand weiterhin 100 beziehungsweise 300 Soldatinnen und Soldaten verbleiben.

Der Tonfall unterschied sich in beiden Fällen deutlich von dem in Mali, Burkina Fasound dem Niger, die nach Militärputschen in den vergangenen Jahren im Streit mit Frankreich gebrochen hatten. Sie hatten sich stattdessen verstärkt Russland angenähert. Frankreich hat inzwischen seine Truppen aus den drei Ländern vollständig abgezogen. Der Tschad gilt als einer der letzten Verbündeten Frankreichs in der Region. Der Senegal grenzt im Westen, der Tschad im Osten an die Ländergruppe an.

Russland baut seinen Einfluss aus

Der russische Vize-Premierminister Alexander Nowak besuchte in dieser Woche Mali und Burkina Faso und wird auch im Niger erwartet. Man wolle die Zusammenarbeit in der Verteidigung, Energie, Infrastruktur und Landwirtschaft ausbauen, hieß es. In allen drei Staaten, vor allem aber Mali, sind russische Militärs und Söldner, offiziell als Ausbilder, im Einsatz.

Der russische Vize-Premierminister Alexander Nowak
Der russische Vize-Premierminister Alexander Nowak (Archivbild)Bild: Maksim Konstantinov/dpa/picture alliance

Im Juni hatte der russische Außenminister Sergej Lawrow den Tschad besucht und militärische Hilfe versprochen. Das Land liegt im Inneren der Sahelzone am Südrand der Sahara inmitten mehrerer Konfliktstaaten und galt als letzter verbliebener Partner des Westens gegen islamistische Terroristen in der Sahelzone. Durch die Region verlaufen entscheidende Migrations- und Schmuggelrouten Richtung Europa.

kle/sti (afp, epd, dpa, rtr)