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Politik

Tropenwald-Zerstörung mehr als verdoppelt

21. Mai 2020

Nicht nur die Brände im Amazonas, auch die Corona-Krise hat den Tropenwäldern der Welt zugesetzt. Wie dramatisch die Situation tatsächlich ist, haben Wissenschaftler für eine Studie des WWF aufgedeckt.

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Tropischer Regenwald
Tropischer Regenwald im brasilianischen Bundestaat Sao Paulo (Archivbild)Bild: picture-alliance/dpa/R. Hirschberger

Im Zuge der sich ausbreitenden Corona-Pandemie hat die Zerstörung des Tropenwaldes weltweit massiv zugenommen. Das geht aus einer Studie der Umweltstiftung WWF hervor, für die sie Satelliten-Daten der University of Maryland auswertete.

Laut WWF-Analyse ist die Waldzerstörung um durchschnittlich 150 Prozent im Vergleich zu den Vorjahren 2017 bis 2019 angestiegen. Am meisten betroffen waren im März 2020 demnach Indonesien mit mehr als 1300 Quadratkilometern, der Kongo mit 1000 Quadratkilometern und Brasilien mit 950 Quadratkilometern Regenwald. Das nichtstaatliche brasilianische Amazonas-Forschungsinstitut Imazon hat in Amazonien für April ebenfalls eine abgeholzte Fläche von 529 Quadratkilometern registriert - ein Anstieg von 171 Prozent im Vergleich zum April des vergangenen Jahres.

Der Vorstand des Naturschutzes beim WWF-Deutschland, Christoph Heinrich, mahnte, alles weise darauf hin, dass es bei der explodierenden Waldzerstörung einen "Corona-Effekt" gebe. Die Gesamtfläche der Tropenwälder in den 18 untersuchten Ländern schrumpfte im "Corona-Monat" März demnach um 6500 Quadratkilometer, was etwa sieben Mal der Fläche Berlins entspricht. In vielen Ländern habe sich der Staat während des Lockdowns aus dem Waldschutz zurückgezogen, was illegale Holzeinschläge und die Plünderung anderer Ressourcen begünstigt habe.

Zu wenig Kontrollen

Auch Territorien indigener Völker und Naturschutzgebiete würden vielerorts schlechter gesichert und fielen Kriminellen leichter zum Opfer, so Heinrich. Polizei, Ranger und andere staatliche Kontrolleure seien deutlich weniger präsent und auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der verschiedenen zivilgesellschaftlichen Organisationen säßen meist im Homeoffice fest. 

gerodete Wälder in Richtung Bukit auf der indonesischen Insel Sumatra
Wo einst üppiger Tropenwald wuchs, sind auf der indonesischen Insel Sumatra braune Ödflächen mit gefällten Bäumen gebliebenBild: picture-alliance/dpa/N.Guthier

Kriminelle Energie und Profitstreben sind laut WWF jedoch nicht der alleinige Treiber der Umweltzerstörung in Corona-Zeiten. Vielerorts hätten wegbrechende Einkommen die Menschen in eine schwierige Lage gebracht. In mehreren afrikanischen Ländern sei der legale Holzhandel und die Verarbeitung des Holzes zum Erliegen gekommen. Ein großer Anteil der Holzprodukte des Kongobeckens werde nach China und Vietnam exportiert. Durch die Schließung der Häfen sei dieser Handelsweg unterbrochen worden. Die Wälder verlören dadurch schlagartig ihren Wert und das Risiko einer Umwandlung des Waldes in landwirtschaftliche Flächen steige an. 

Zum Schutz der Wälder der Welt fordert der WWF eine Unterstützung der Entwicklungs- und Schwellenländer. Technische und finanzielle Hilfe könnte dazu beitragen, die illegale Entwaldung einzudämmen. Dazu gehöre nicht nur die bessere Durchsetzung von Gesetzen, sondern auch die Schaffung alternativer Einkommensquellen und die Abmilderung sozialer Probleme durch Folgen der Corona-Pandemie, hieß es. Der mächtigste Hebel seien jedoch die internationalen Handelsbeziehungen. Hier brauche es dringend bessere und verbindliche Sozial- und Umweltstandards.

hf/qu (dpa, epd)