Bewegender Abschied von "Tata Madiba"
10. Dezember 2013"Lang lebe der Geist von Nelson Mandela" rief der Eröffnungsredner, der ANC Politiker Cyril Ramaphosa, im Johannesburger Fußballstadion. Südafrikas Ex-Präsident Nelson Mandela war am Donnerstag im Alter von 95 Jahren nach langer Krankheit gestorben. "Er war unser Lehrer, unser Mentor", sagte Ramaphosa. "Er baute unsere Nation auf."
US-Präsident Barack Obama verglich die politischen Leistungen des Friedensnobelpreisträgers mit den Lebenswerken des indischen Staatsgründers Mahatma Ghandhi, des großen US-Präsidenten Abraham Lincoln und des Bürgerrechtlers Martin Luther King. Mandelas Leistungen für Freiheit und Demokratie gehörten in die Reihe dieser historischen Größen, sagte Obama in sein Ansprache an die Trauergäste.
Zu den weiteren Ehrengästen der Zeremonie gehörten Bundespräsident Joachim Gauck, der französische Präsident François Hollande und Prinz Charles, UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sowie der kubanische Staats- und Parteichef Raúl Castro. Ban ging in seiner Rede auf Mandelas Fähigkeit zur Versöhnung ein: "Er hat die großartige Macht der Vergebung gezeigt - indem er Menschen zusammenbrachte", sagte Ban und verwies auf die Anwesenden: "Seht Euch in diesem Stadion um. Wir sehen Verantwortungsträger, die ganz gegensätzliche Standpunkte vertreten, Menschen aus allen Schichten. Alle sind hier vereint." Unter den Trauergästen waren auch Regierungschefs vieler Länder mit schwierigen Beziehungen, etwa aus den USA und Kuba oder aus Großbritannien und Simbabwe.
Interreligiöse Gebete
Die Zeremonie hatte mit einem interreligiösen Gebet begonnen, an dem sich christliche, muslimische und Hindu-Geistliche beteiligten. In ihren Gebeten hoben sie Mandelas Kampf für Freiheit und seinen Willen zur Versöhnung hervor. Der heftige Regen, Verkehrsstaus, der Ausfall von Zügen und die verspätete Ankunft mehrerer Ehrengäste hatte den Beginn verzögert. In dem Stadion hatte Mandela bei der Schlussfeier der Fußball-WM im Juli 2010 seinen letzten großen öffentlichen Auftritt.
Freudige Erinnerung
Schon Stunden vor Beginn der Trauerfeier waren die Ersten ins Stadion gekommen. Sie trugen die Nationalfarben, einige hatten sich in die südafrikanische Flagge gehüllt. Sie tanzten sie und sangen Lieder der Anti-Apartheid-Bewegung. Wie bei der Fußball-WM brachten die Südafrikaner Vuvuzela-Trompeten mit. Viele skandierten "Viva Tata Madiba!" und benutzten dabei den Clan- und Kosenamen des Nationalhelden, Madiba, und das südafrikanische Wort für Vater.
Scharfe Sicherheitsmaßnahmen
Im ganzen Land waren Leinwände zum "public viewing" aufgestellt worden, Fernsehen und Radio übertrugen die Trauerfeier live. Die Sicherheitsvorkehrungen rund um das Johannesburger Fußballstadion waren streng. Neben der Polizei waren auch Tausende Soldaten der südafrikanischen Armee und private Sicherheitskräfte im Einsatz.
Nach der Trauerfeier soll Mandela in dem Gebäude in Pretoria aufgebahrt werden, wo er 1994 den Eid für das Präsidentenamt leistete. Am Sonntag soll der Friedensnobelpreisträger in seiner Heimatstadt Qunu beerdigt werden.
USA: Geste guten Willens Richtung Kuba
Am Rande der Trauerfeierlichkeiten gab es eine historische Begegnung von US-Präsident Obama mit seinem kubanischen Kollegen Raúl Castro. Die Staatschefs beider Länder, deren Beziehungen seit dem Beginn der 1960er Jahre zerrüttet sind, schüttelten einander am Rande der Zeremonie die Hände.
uh/sti/re (afp,dpa,epd,rtr)