Trauer um Präsident Yar'Adua
6. Mai 2010"Es ist wahr, dass der Präsident gestorben ist", sagte ein Mitarbeiter des Präsidenten am Donnerstag (06.05.2010) in der Hauptstadt Abuja. Vizepräsident Goodluck Jonathan, der bereits im Februar die Amtsgeschäfte als Staatsoberhaupt und Regierungschef übernommen hatte, habe die Nachricht mit "Schock und Trauer" aufgenommen, sagte dessen Sprecher Ima Niboro vor Journalisten. Jonathan berief demnach noch in der Nacht die Regierung zu einer Sondersitzung ein. Umaru Yar'Adua wird noch heute in seinem Heimatstaat Katsina im Norden des Landes nach islamischem Ritual beigesetzt. Jonathan erklärte seinen Todestag zum Feiertag für Nigeria und ordnete eine einwöchige Staatstrauer an. Yar'Adua hinterlässt neun Kinder.
Hoffnungsträger der Demokratie
Er hatte sein Amt im bevölkerungsreichsten Land Afrikas 2007 angetreten. Es war das erste Mal, das in dem früher von Militärputschen geplagten Land die Macht von einem gewählten Präsidenten geordnet auf den nächsten überging. Yar'Adua sorgte für Aufsehen, als er als Kampfansage an die grassierende Korruption zu Beginn seiner Amtszeit seine persönlichen Vermögensverhältnisse offenlegte.
Die Gesundheit des Präsidenten galt aber während seiner gesamten Amtszeit als instabil. Yar'Adua litt an Nieren- und Herzproblemen. Er hatte sich drei Monate in Saudi-Arabien behandeln lassen und wurde seit November nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen.
Goodluck Jonathan führt seit Februar kommissarisch die Geschäfte in dem Ölförderland. Er übernimmt nun automatisch das Amt des Präsidenten. Er kann bis Mai 2011 Staats- und Regierungschef bleiben. Dann wäre Yar'Aduas Amtszeit ohnehin abgelaufen.
Obama: "Persönliche Integrität"
US-Präsident Barack Obama würdigte den "persönlichen Anstand und die Integrität" seines verstorbenen Kollegen. Er habe sich stets für Demokratie und gegen Korruption in dem westafrikanischen Land eingesetzt und sich um Frieden in Nigeria bemüht, sagte er.
Als größte Errungenschaft des verstorbenen Präsidenten gilt ein Amnestie-Angebot an die Mend-Kämpfer, die für ihre Angriffe auf Öl-Anlagen im Niger-Delta bekannt sind. Damit brachte er Tausende von Aufständischen dazu, ihre Waffen niederzulegen. Seit mehr als sechs Monaten herrscht in der Region eine relative Ruhe. Auch die Aufständischen der Mend bedauerten den Tod Yar'Aduas. Dieser sei ein "echter Friedensstifter" gewesen, hieß es in einer E-Mail an die Nachrichtenagentur Reuters. "Sein Tod könnte ein Vakuum hinterlassen, das vielleicht nicht gefüllt werden kann."
Autor: Oliver Samson
Redaktion: Gerd Winkelmann