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Trauer um Diskobrand-Opfer

28. Januar 2013

Schmerz, Trauer, Tränen: Brasilien hat Abschied von den jungen Menschen genommen, die in dem Feuerinferno einer Disko den Tod fanden. Unterdessen läuft die Suche nach den Schuldigen weiter. Es gibt erste Festnahmen.

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Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff (r.) tröstet Verwandte der Opfer der Brandkatastrophe. (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Die ersten Opfer der Brand-Tragödie wurden auf mehreren Friedhöfen in Santa Maria beigesetzt. Nach brasilianischem Recht müssen Tote binnen 24 Stunden beerdigt werden. Insgesamt kamen bei dem Feuer 233 Menschen ums Leben. In der Hauptstadt Brasília wehte die Flagge vor dem Präsidentenpalast "Palácio do Planalto" auf Halbmast.

Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff (r. im Artikelbild) ordnete noch am Sonntag eine dreitägige Staatstrauer an und sicherte den Angehörigen ihre Unterstützung zu. Zuvor hatte Rousseff ihre Teilnahme am EU-Lateinamerika-Gipfel in Chile abgebrochen. "Das ist eine Tragödie für uns alle", sagte sie. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigte sich tief betroffen, dass so viele junge Menschen bei dem Unglück starben. In einem Beileidstelegramm brachte auch der Papst seine Betroffenheit zum Ausdruck.

Die für diesen Montag geplante Feier des 500-Tage-Countdowns bis zum Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 wurde abgesagt. Der Weltfußballverband FIFA teilte mit, man habe weiterhin vollstes Vertrauen in die Behörden, was die Umsetzung von Sicherheitsmaßnahmen für die WM 2014 angehe. Santa Maria ist einer der Austragungsorte des Sportereignisses.

Festnahmen nach Disco-Brand in Brasilien

Drei Verdächtige festgenommen

Inzwischen hat die brasilianische Polizei drei Verdächtige vorläufig festgenommen. Nach einem vierten wird noch gefahndet. Wie örtliche Medien berichteten, wurden ein Mitbesitzer des Nachtclubs sowie zwei Mitglieder der Band, deren Feuerwerkskörper bei ihrer Bühnenshow offenbar den Brand ausgelöst hatte, in Gewahrsam genommen. Die Polizei bestätigte die Festnahmen, wollte aber keine Namen nennen.

Das Feuer war in der Nacht zum Sonntag während einer Studentenparty in dem Club "Kiss" ausgebrochen. Die Band Gurizada Fandangueira hatte bei ihrem Auftritt Leuchtfackeln gezündet, wodurch offenbar die Decke der Diskothek Feuer fing. Sie hätten schon bei anderen Shows mit den Leuchteffekten gearbeitet und nie sei etwas passiert, sagte ein Bandmitglied. Der Versuch, die Flammen mit einem Feuerlöscher selbst unter Kontrolle zu bringen, sei erfolglos gewesen.

Aufpasser blockierten Ausgänge

Die meisten Opfer, viele davon 20 Jahre und jünger, verbrannten nicht, sondern erstickten an den giftigen Dämpfen des schmorenden Dämmmaterials der Decke. Durch das Feuer und den Rauch war gegen 3.00 Uhr in der Diskothek, in der verschiedene Fakultäten der staatlichen Universität feierten, Panik unter den Besuchern ausgebrochen. Viele hatten nach Angaben der Polizei irrtümlicherweise geglaubt, dass es im Toilettenbereich Ausgänge gebe. Auch eines der Bandmitglieder starb bei dem Feuer. Der Musiker hatte sein Akkordeon in Sicherheit bringen wollen.

Ein Mann steht vor Särgen mit den Überresten von Opfern der Brandkatastrophe. (Foto: AP)
Bei dem Diskobrand kamen 233 Menschen ums Leben, viele davon 20 Jahre und jüngerBild: AP

Überlebende berichten zudem, dass Türsteher der Diskothek versucht hätten, sie am Verlassen des Lokals zu hindern. In vielen brasilianischen Bars ist es üblich, dass Gäste für ihre Getränke erst beim Hinausgehen bezahlen. Das Sicherheitspersonal habe keine bösen Absichten gehabt, erklärte ein Polizeiinspektor. Es sei einfach chaotisch gewesen. Ein Bereich, etwa so breit wie fünf Türen, sei als Ein- und Ausgang genutzt worden. Geklärt werden muss nun, ob die Diskothek am Sonntag überhaupt eine gültige Lizenz hatte. Die Genehmigung habe zuletzt vor der Verlängerung gestanden, erklärte die Polizei.

Schlimmster Brand seit Jahren

Das Feuer in der brasilianischen Diskothek ist die schlimmste Brandkatastrophe dieser Art seit 13 Jahren. Damals waren in einem Klub in der chinesischen Stadt Luoyang 309 Menschen gestorben. Brandursache war ein Schweißgerät. Einen ähnlichen Vorfall wie in Santa Maria hatte es zudem 2003 in den USA gegeben. Bei einem Auftritt einer Rockband im US-Bundesstaat Rhodes Island hatten Feuerwerkskörper die Decke und Wände in Brand gesetzt. Bei dem Feuer starben hundert Gäste.

GD/wl (dapd, ap, dpa, afp)