Tourismus in Ostasien
1. Juni 2012Es ist die weltweit größte Tempelanlage und ein Besuchermagnet: Angkor Wat in Kambodscha, rund 200 Kilometer von der Hauptstadt Phnom Penh entfernt. Allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres hat sich die Besucherzahl um 45 Prozent auf über 600.000 Touristen erhöht. Der Grund: Eine Billig-Airline fliegt die nahe gelegene Stadt Siem Reap an.
Wie erschließt man 17.000 Inseln?
Eine ausgebaute Infrastruktur und gute Flugverbindungen sind ein wichtiger Faktor für die Entwicklung des Tourismus in Ostasien. Darin waren sich die Teilnehmer einer Diskussion zum Thema "Wie kann man Wachstum durch den Tourismus generieren" auf dem World Economic Forum in Bangkok einig. Mari Pangestu, Tourismusministerin aus Indonesien, musste allerdings mit einem Lächeln zugestehen, das die über 17.000 Inseln, die zu ihrem Heimatland gehören, nicht einfach infrastrukturell erschlossen werden können.
Auch würde es keinen Sinn machen, den Tourismus überall auszubauen. "Was für Bali passt, kann für andere Regionen ganz falsch sein", so die Ministerin. Deshalb müsse eine Regierung ein klares Konzept haben. Die Tatsache, dass Indonesien ein eigenes Tourismusministerium habe, zeige, dass diesem Bereich hohe Priorität eingeräumt werde. "Tourismus kann dauerhafte Beschäftigung bringen." Möglichkeiten für Wachstum gebe es keinesfalls nur im Luxussegment. "Wir stellen fest, dass auch immer mehr kleinere Hotels entstehen, die eine bestimmte Klientel ansprechen wie zum Beispiel Familien mit geringerem Budget." Auch ein Urlaub auf dem Land, verbunden mit einem 'homestay' - einer Übernachtung bei einer Familie - werde immer beliebter, erzählt die Ministerin.
Nicht nur Luxus
Auch S. Iswaran, Minister beim Premierminister Singapurs, warnte vor ein Konzentration ausschließlich auf den Luxustourismus. "Viele Asiaten haben untere oder mittlere Einkommen. Wenn man diese Menschen erreichen will, muss man bezahlbaren Tourismus bieten." Interessant waren die Zahlen, die Marcio Favilla Lucca de Paula von der UNWTO, der Welttourismusorganisation lieferte. Danach werden sich die Touristenzahlen in Ostasien innerhalb der nächsten 10 Jahre verdoppeln. Bereits jetzt macht der Gesamtmarkt in der Region über 82 Milliarden US-Dollar aus.
Visafreiheit bringt Wachstum
Vielversprechend ist vor allem die Entwicklung des innerasiatischen Tourismus. "Visafreiheit und Flugrechte sind Voraussetzung dafür, dass die Wachstumsmöglichkeiten genutzt werden können", so de Paula. Doch waren auch warnende Stimmen zu hören. Der Tourismus könne nicht nur unter wirtschaftlichen Aspekten betrachtet werden“, betonte Sebastien Marot, ein Social Entrepreneur.
Mit seiner NGO "Friends International" betreut Marot unter anderem Kinder, die Opfer von Sextouristen wurden. "Ressourcen werden ausgebeutet, Kinder missbraucht und in Kambodscha gibt es sogar einen Waisenhaus-Tourismus von Paaren, die Adoptivkinder suchen", berichtet Marot. Allerdings sieht auch er die positive Wirkung des Tourismus. "Er bringt Arbeit und wenn er nachhaltig ist, kann er Regionen dauerhaft positiv verändern, weil das kulturelle Erbe gepflegt wird.“
Alles müssen etwas davon haben
Die engagierte Tourismusministerin aus Indonesien betonte, dass der Tourismus in Indonesien bereits heute einen Anteil von neun Prozent am Bruttosozialprodukt habe. "Wir müssen klar machen, dass der Bauer davon genauso profitiert wie der Architekt." Man müsse aber auch dafür sorgen, dass die jeweiligen Regionen den maximalen Nutzen hätten. Die Leute, die in den Hotels arbeiten, sollten nicht eingeflogen, sondern vor Ort ausgebildet werden. "Sie sollen stolz auf ihre Region sein und die gesamte Familie muss profitieren", so ihre Forderung.
Sorge um Myanmar
Etwas sorgenvoll blickten die Diskussionsteilnehmer in Bangkok allerdings ins benachbarte Myanmar. Dort entwickelt sich der Tourismus gerade erst. Allerdings ist die Nachfrage nach der scheinbaren Unberührtheit des Landes so groß, das die Gefahr von Fehlentwicklungen bestehe. "Was passiert jetzt mit Myanmar?" war die Frage, die keiner beantworten konnte.