"Mit 15 Jahren darf man so nicht sterben"
8. Dezember 2018Nach Angaben der Feuerwehr wurden 14 der Disko-Besucher schwerstverletzt. Von ihnen schwebten sieben in Lebensgefahr. Bei 40 Verletzten war der Zustand weniger kritisch. Fünf der Toten, drei Mädchen und zwei Jungen, sind minderjährig. Bei dem sechsten Opfer handelt es sich um eine Frau, die ihre Tochter in den Club begleitet hatte.
"So darf man mit 15 Jahren einfach nicht sterben", sagte Innenminister Matteo Salvini. Er versprach, "die Verantwortlichen zu finden, die durch Bosheit, Dummheit oder Gier eine Partynacht in eine Tragödie verwandelt haben".
Conte: Viel zu viele Karten verkauft
Ministerpräsident Giuseppe Conte sagte bei einem Besuch am Unglücksort, laut ersten Ermittlungen seien viel zu viele Karten für das Konzert abgesetzt worden. "Es sieht danach aus, dass nur einer von drei Räumen genutzt wurde." Dieser Raum sei für 469 Personen ausgelegt gewesen. Genauere Erkenntnisse lägen aber noch nicht vor.
Rund 1000 Musikliebhaber hatten sich Samstagnacht in der Diskothek "Lanterna Azzurra" (Blaue Laterne) in Madonna del Piano in der Gemeinde Corinaldo zum Konzert des in Italien sehr beliebten Rappers Sfera Ebbasta eingefunden. Viele der Besucher waren sehr jung. Als ein Unbekannter in dem Gedränge Reizgas versprühte, löste dies Panik aus. Als viele zu den Ausgängen drängten, stürzten Menschen zu Boden und wurden niedergetrampelt.
Notausgänge versperrt
Laut ersten Ermittlungen verfügt die Diskothek über drei Notausgänge, von denen einer über eine kleine Brücke mit einem Parkplatz verbunden war. Unter dem Druck der Menge gab demnach eine Brüstung nach. Dutzende stürzten in einen knapp einen Meter tiefer gelegenen kleinen Graben. Einige der zuunterst Liegenden wurden dabei erdrückt.
Ein 16-Jähriger, der in ein Krankenhaus gebracht wurde, berichtete italienischen Medien: "Wir haben getanzt und darauf gewartet, dass das Konzert losgeht, als wir diesen beißenden Geruch bemerkten. Wir sind zu einem der Notausgänge gelaufen, aber der war versperrt. Die Türsteher sagten uns, wir sollten zurückgehen."
Der Fall erinnert an eine Massenpanik in Turin, als beim Public Viewing des Champions-League-Finals im Juni 2017 Reizgas gesprüht wurde. Dafür verantwortlich gemacht wird eine Diebesbande, die Fans ausrauben wollte. Damals waren 1500 Menschen verletzt worden und eine Frau an den Folgen eines Herzinfarkts gestorben.
uh/jj (dpa afp)