Überfall auf Öl-Hauptquartier in Libyen
10. September 2018Zehn weitere Menschen seien verletzt worden, teilte das Gesundheitsministerium mit. Zwei Selbstmordattentäter hätten sich im zweiten und dritten Stock des Gebäudes in die Luft gesprengt, sagte ein Sprecher der Al-Reeda-Miliz, die in Tripolis als Polizei fungiert. Sowohl Al-Reeda als auch die UN-Mission in Libyen (UNSMIL) bezeichneten den Vorfall als "terroristische" Attacke.
Ein Mitarbeiter des Ölkonzerns erzählte, maskierte Bewaffnete hätten die Wachen in einen Schusswechsel verwickelt und die Firmenzentrale angegriffen. "Ich bin mit anderen Kollegen aus dem Fenster gesprungen und dann haben wir eine Explosion gehört", sagte er.
Das Gebäude nahe der Altstadt von Tripolis fing nach dem Angriff Feuer, das aber schnell unter Kontrolle gebracht werden konnte. NOC-Chef Mustafa Sanalla sprach im Sender Libya 218 dennoch von "schweren Schäden" an der Firmenzentrale.
Zunächst bekannte sich niemand zu dem Anschlag. Der Sicherheitschef von Tripolis, Salah al-Semui, schrieb den Angriff der Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) zu, ohne weitere Angaben zu machen. Anfang Mai waren bei einem Angriff auf den Sitz der Wahlkommission in Libyen 14 Menschen getötet worden. Der "IS" reklamierte die Attacke für sich.
Die Gewinne aus dem Erdölgeschäft machten einst 95 Prozent der libyschen Staatseinnahmen aus, die Fördermenge betrug 1,6 Millionen Barrel pro Tag. Seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi im Herbst 2011 wurde der Ölsektor jedoch wiederholt Ziel von Angriffen, die Einnahmen sanken drastisch. Ende 2017 erreichte das nordafrikanische Land erstmals wieder eine Erdölförderung von mehr als einer Million Barrel pro Tag.
Ständige Kämpfe
Zwei rivalisierende Regierungen sowie zahlreiche bewaffnete Gruppen kämpfen seit Gaddafis Entmachtung um die Macht im Land. Immer wieder kommt es daher zu blutigen Konfrontationen. So wurden zuletzt bei tagelangen Kämpfen rivalisierender Milizen nahe der Hauptstadt laut UNSMIL mindestens 63 Menschen getötet und 159 verletzt, die meisten davon Zivilisten. Eine von der UN-Mission ausgehandelte Waffenruhe beendete die Kampfhandlungen vorerst.
cgn/uh (afp, dpa)