"Time" - K21 in Düsseldorf zeigt politische Arbeiten von "Raqs Media Collective"

Diese Lichtskulptur war zuerst in der Pariser Zentrale der Kommunistischen Partei Frankreichs zu sehen. Rot ist nicht bloß Farbe, sondern eine politische Ansage. Die drei Künstler des Raqs Media Collective arbeiten viel mit Zeichen, Piktogrammen und Symbolbildern - für sie eine globale Sprache. Bei dieser Arbeit spielen sie mit Ausrufe- und Fragezeichen, zusammen ergeben diese Hammer und Sichel.

Das Wort "Revoltage" gibt es gar nicht. Es ist eine Wortschöpfung der Künstler aus "revolt" (Rebellion) und "Voltage" (Stromspannung). Die mannshohe Lichtskulptur wechselt alle paar Sekunden die Beleuchtung: mal erstrahlt das ganze Wort im Licht der Glühbirnen, mal nur 2, 3 Buchstaben. Inspiriert wurde diese Arbeit durch die Protestbewegungen, die in letzter Zeit überall auf der Welt aufbranden.

Ihre Energie bezieht die Lichtskulptur "Revoltage" über ein Gewirr aus roten und schwarzen Kabeln, die kunstvoll am Boden vor der Arbeit drapiert sind. Wie Haupt- und Nebenflüsse dieser Energie bündeln sie sich am Schluss zu einem mächtigen Strom. Energie für politische Umbrüche und Revolten, wie sie in den letzten Jahren etwa beim "Arabischen Frühling" oder anderswo stattfanden.

Zeitungen sind für die Künstler ein wichtiges Arbeitsmaterial. Als Hintergrundpapier diese mehrteiligen Serie, die als eindrucksvolle Rauminstallation im Düsseldorfer K 21 Ständehaus hängt, symbolisiert es auch die Vergänglichkeit aktueller Informationen. Die Medien-Berichterstattung ist für das "Raqs Media Collective" Teil der Geschichtsschreibung, die meist gedruckte Quellen heranzieht.

Die Gesten dieser Wandarbeit (Vinyltext auf Acryl) sind Symbole aus der Gebärdensprache. Und eine universelle Zeichensprache: in vielen Zeichen erkennt man ein Herz, das als Sinnbild rund um den Globus verstanden wird. Das Künstler-Kollektiv arbeitet gern mit diesen globalisierten Gefühlswerten. Sie verstehen sich nicht als indische Künstler, sondern als weltweit arbeitendes Kollektiv.

Uhren spielen eine zentrale Rolle im Werk des "Raqs Media Collective". Für sie sind sie übergeordnete Zeitmesser, die sie mit Wörtern und Fragen verfremden. "Was ist Zeit? Wie spät ist es? Den Zeitpunkt bestimmen Sie", ist in einem ihrer Manifeste zu lesen. Alles in ihren Arbeiten ist mit politischen Analysen oder Impulsen hinterlegt: "Es ist an der Zeit. Die Zeiten müssen sich ändern!"

Bei einem Besuch des Archipels von Turku, im Südwesten von Finnland, fiel den Künstlern auf, wie niedrig der Salzgehalt der Baltischen See dort ist: geringer als der menschlicher Tränen. Die Mischung aus Salz- und Süßwasser ist entscheidend für das Ökosystem dieser Meeresregion. Als Nach-Denk-Mal installierten sie diese Skulptur in der vielbefahrenen Fahrrinne zwischen Finnland und Schweden.

Der Titel dieser Skulptur ist einem Park im Süden von Neu Delhi entlehnt. Noch heute stehen dort Statuen britischer Könige. Als künstlerische Antwort auf die politische Entwicklung Indiens und das Ende der Kolonialzeit inszenieren die drei Künstler die Insignien der Macht als leere Hülle - hier ein Königsmantel. Drei dieser weißen Außen-Skulpturen stehen auf Sockeln rund um das K21 Ständehaus.