Tigerpythons bedrohen Naturparadies
18. März 2015Die Bilder dieser Schlange sind furchterregend: Bis zu fünf Meter lang, kräftig, gefleckt. Wahrscheinlich leben schon Zehntausende riesige Tigerpythons in den Everglades und kriechen oder schwimmen dort durch die Sümpfe. Bei ihrer Beute sind die Riesenschlangen nicht wählerisch. Es wird von Pythons berichtet, die sogar Alligatoren oder Leoparden verschlungen hätten. Auf jeden Fall aber fressen sie viele verschiedene Echsen, Vögel und kleinere Säugetiere. Dieser Hunger macht die Riesenschlangen zu einem immer größer werdenden Problem für die Natur im Everglades Nationalpark im Süden der USA.
Eingeschleppte Gefahr
Dass die Pythons die Natur dort so durcheinanderbringen, liegt auch daran, dass die Schlangen dort eigentlich nicht hingehören. Tigerpythons leben natürlicherweise in Indien und Südostasien. Im Süden der USA haben vermutlich private Halter die Schlangen ausgesetzt, vielleicht sind sie auch aus Zoohandlungen entkommen.
Seit einigen Jahren nimmt ihre Zahl kontinuierlich zu. Gleichzeitig hat man beobachtet, dass es immer weniger Säugetiere gibt, zum Beispiel Rehe, Opossums und Hasen. Deshalb gehen Biologen seit langem davon aus, dass die Pythons einfach zu viele von diesen Tieren fressen. Ein Team um den Robert A. McCleery von der University of Florida in Gainesville hat jetzt eine Studie gemacht, die diesen Verdacht bestätigt.
Lockvogel Funk-Kaninchen
Die Wissenschaftler haben 26 Marschkaninchen in den Everglades ausgesetzt und per Funk verfolgt. Da Kaninchen sich schnell vermehren, gilt es als sehr schwierig sie auszurotten. Doch die Tigerpythons schafften es fast: Über 80 Prozent der Tiere wurden innerhalb eines Jahres von Tigerpythons gefressen.
Zu Beginn des Versuchsjahres konnten die Forscher zwar noch beobachten, dass die Kaninchen sich in dem Testgebiet verbreiteten. Aber dann wurden im Laufe des Jahres 22 der mit Funk ausgestatteten Kaninchen gefressen, und von diesen 22 Tieren fielen 17 Kaninchen den Tigerpythons zum Opfer. Auch Nachkommen dieser Kaninchen konnten die Forscher in dem Gebiet nicht mehr finden.
Fast keine Säugetiere mehr
Wie schlecht es um viele Tiere in den Everglades schlecht, hatte bereits eine Zählung im Jahr 2012 gezeigt. Waschbären, Füchse und Opossums sind inzwischen fast komplett verschwunden: Im Vergleich zu den 90er Jahren gibt es außerdem mehr als 80 Prozent weniger Rotluchse und rund 60 Prozent weniger Exemplare einer kleine Hirschart, der Weißwedelhirsche.
Große Gefahr für das Ökosystem
Die Vögel, Säugetiere und Reptilien im Süden der USA seien einfach nicht an einen so riesigen und hungrigen Jäger angepasst, betonen Ökologen, und die eingeführten Riesenschlangen deshalb eine so große Gefahr für das Ökosystem. Der Leiter der aktuellen Studie Robert A. McCleery hält es für unwahrscheinlich, dass sich die Säugetiere in den Everglades in Zukunft wieder vermehren können: "Pythons sind fähig, in einer neuen Umgebung zu bestehen, indem sie sich auf andere Beutetiere umstellen und lange Zeit ohne Nahrung auskommen können", so der Wissenschaftler. Die Situation für die Beutetiere der Pythons könne in Zukunft sogar noch schlimmer werden. Da die Riesenschlangen erst vor wenigen Jahrzehnten nach Florida eingeführt wurden, könne man das ganze Ausmaß des ökologischen Schadens noch gar nicht abschätzen.