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Ticket ins Ausland

Gerhard Brack1. August 2013

Mit dem "Bachelor plus"-Stipendium werden Studenten mobil: Drei Jahre lang studieren sie in der Heimat, für zwei Semester geht es ins Ausland. Das Pflichtjahr fern von zuhause erweitert nicht nur den fachlichen Horizont.

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Eine junge Frau mit Bachelorhut und -robe hält einen Globus in der Hand (Foto: Fotolia/Dan Kosmayer)
Bild: Fotolia

Man kann wunderbar Architektur studieren an der Technischen Universität München. Der Eingang zur Fakultät liegt gleich gegenüber der Alten Pinakothek und dem neu erbauten Ägyptischen Museum. Von der Dachterrasse des Fakultätsbaus aus schweift der Blick über die Silhouette der Münchner Altstadt. Für diejenigen, die hier studieren, geht der Blick aber noch weiter. Wer an der TU München in Architektur auf Bachelor eingeschrieben ist, muss automatisch auch ein Studienjahr an einer Auslandsuniversität verbringen. Sieben Partner-Hochschulen auf vier Kontinenten stehen dafür zur Auswahl.

Von Singapur bis Vietnam

Blick auf die Skyline von Singapur (Foto: AP)
Urbane Baukultur in Singapur studieren: Das Stipendienprogramm "Bachelor plus" macht's möglichBild: AP

Maximiliane Hurnaus war ein Jahr lang an der National University of Singapore: "Ich habe mich gerade wegen dem Auslandsjahr für das Architektur-Studium an der TU entschieden, weil  das nicht so einfach ist, wenn man das selber organisieren muss", sagt sie. Eine tolle Erfahrung sei es gewesen, eine komplett andere Kultur kennenzulernen.

Die finanzielle Unterstützung durch den DAAD mit dem Bachelor plus-Stipendium hat ihr ermöglicht, mehrere Reisen in Südostasien zu unternehmen. So lernte sie nicht nur die urbane Baukultur mit den modernen Wolkenkratzern der boomenden Millionenstadt Singapur kennen, sondern auch traditionelle asiatische Bauweisen in Kambodscha und Vietnam.

Gute Noten, Fremdsprachenkenntnisse und Persönlichkeit

"Wer mit dem Bachelor plus-Programm des DAAD gefördert werden will, muss auf jeden Fall gute Fremdsprachenkenntnisse nachweisen und besonders gute Noten haben", erklärt Yolande Hogendoorn, die Auslandsbeauftragte der Fakultät für Architektur. Sie hat selbst in Singapur studiert und weiß: Wichtig ist vor allem die persönliche Eignung der Studierenden. Sie müssen sich ein Jahr lang ohne Eltern in einer fremden Umgebung durchsetzen und dabei auch fachlich etwas leisten.

Yolande Hogendoorn, Auslandsbeauftragte der Fakultät für Architektur der TU München, auf der Dachterrasse der Fakultät für Architektur (Foto: DW/Gerhard Brack)
Yolande Hogendoorn, die Auslandsbeauftragte der Fakultät für Architektur, hat selbst in Singapur studiertBild: Gerhard Brack

Rund 180 Münchner Architektur-Studenten lernen derzeit im Ausland, nur zwölf von ihnen kommen in den Genuss eines Bachelor plus-Stipendiums. Davon werden unter anderem Sprachkurse finanziert, der Großteil des Geldes wird aber direkt an die Stipendiaten ausgeschüttet. Der 27-jährige Dominik Buhr hat sein Studienjahr an der University of Queensland in Brisbane verbracht und enorm von dem Zuschuss profitiert: Schließlich seien die Lebenshaltungskosten in Australien sehr hoch, sagt er und betont, die andere Kultur hätte ihn reifen lassen: "Man bekommt  einen besseren Blick für das Ganze und hat nicht mehr diesen deutschen Tunnelblick." Und auch fachlich hat Dominik Buhr ganz neue Herangehensweisen an Architekturentwürfe kennengelernt, denn Land und Klima erfordern andere Bauweisen, als er es aus Deutschland gewohnt ist.

Neue Horizonte

Drei Studierende der Architektur und Stipendiaten des "Bachelor plus"-Programms: Dominik Buhr, Tim Knebel und Maximiliane Knaus (von links) im "Weißen Saal" vor arbeitenden Studierenden (Foto: DW/Gerhard Brack)
Dominik Buhr, Tim Knebel und Maximiliane Knaus (von links) haben im Ausland viele Erfahrungen gesammeltBild: Gerhard Brack

Der 24-jährige Stipendiat Tim Knebel erzählt, während seines Aufenthalts am Technion im israelischen Haifa habe er vor allem menschlich viel gelernt. Die Vielfältigkeit der Kulturen hat ihn tief beeindruckt. Stipendiatin Maximiliane Hurnaus kann das nur bestätigen: "In Singapur leben Hindis oder Muslime, christliche Mitbürger, Buddhisten zusammen, und es muss sich dabei keiner verstellen. Alle leben ihre Kultur, aber es stört niemanden, man arrangiert sich damit."

Genau das ist das Ziel des Stipendiums. Der Aufenthalt im Ausland soll den Horizont erweitern und auch Blickwinkel für andere Arbeitsweisen öffnen. Die TU sei damit sehr erfolgreich, urteilt Frank Petzold, Professor für Architekturinformatik. Besonders in Schwellenregionen, in Südamerika, in Indien und im asiatischen Raum sollen sie Erfahrungen sammeln. Schließlich werden die Bauaufträge internationaler - auch für deutsche Büros.