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Kein Visum für Tibet

Dirk Eckert30. April 2008

Entgegen früherer Ankündigungen dürfen ausländische Touristen ab dem 1. Mai noch nicht wieder nach Tibet fahren. Tibet-Unterstützer bedauern das. Denn schließlich seien auch Touristen Zeugen, sagen sie.

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Chinesische Soldaten vor dem Potala-Palast in Lhasa(Quelle: AP)
Chinesische Soldaten vor dem Potala-Palast in Lhasa (Archivbild vom März)Bild: AP

Tibet steht für Spiritualität, eine Jahrhunderte alte Kultur und beeindruckende Landschaften. Das zieht jedes Jahr mehr Menschen zum "Dach der Welt". Im Moment ruht der Fremdenverkehr jedoch. China lässt seit den Unruhen im März keine Ausländer einreisen. Dabei hatte die chinesische Regierung noch Anfang April angekündigt, dass Tibet ab dem 1. Mai wieder für ausländische Touristen zugänglich ist.

Doch diesen Termin hat die chinesische Regierung auf unbestimmte Zeit verschoben. "Tibet wird sicher wieder für ausländische Touristen geöffnet werden", sagte Jiang Yu, Sprecher des chinesischen Außenministeriums, am Dienstag (29.04.2008) vor Journalisten. Die Regierung der autonomen Region Tibet und die Nationale Tourismusbehörde würden den Zeitpunkt bekannt geben. Zu den Gründen für diese Verschiebung sagte er nichts.

Proteste in Tibet (Quelle: AP)
Wegen der Unruhen am 14. März dürfen Ausländer zur Zeit nicht nach TibetBild: AP

Die Tibet-Solidarität reagierte enttäuscht. "Es ist bedauerlich, wenn die Öffnung hinausgeschoben wird", sagt Boris Eichler von der deutschen Tibet-Initiative. "Denn das würde internationale Beobachter erlauben." So bleibe es unklar, was in Tibet vor sich gehe. Von einem Reiseboykott hält die Tibet-Initiative übrigens nichts. Sicher bringe der Tourismus dem chinesischen Staat Devisen, sagt Eichler. Aber: "Auch Touristen sind Zeugen."

Beliebtes Reiseziel

Grundsätzlich ist China durchaus daran interessiert, Touristen in die Bergregion zu locken. Peking hat längst erkannt, dass sie das westliche Interesse an Tibet kommerziell ausschlachten lässt, und investiert in die touristische Infrastruktur. Meilensteine waren der Bau der Qinghai-Tibet-Eisenbahn und des Nyingchi-Flughafens. Im Jahr 2006 kamen offiziellen Angaben zufolge rund 2,5 Millionen Touristen in das "Autonome Gebiet Tibet", wie das Land offiziell heißt. Das entspricht einem Plus von 39,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch die Einnahmen gehen stetig in die Höhe. 2004 waren es 1,53 Milliarden Yuan. Das entspricht einer Zunahme um 47,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 2006 waren es schon 2,771 Milliarden Yuan, was heute umgerechnet etwa 255 Millionen Euro entspricht.

Kinder vor einer Eisenbahn (Quelle: AP)
Herrliche Landschaften, unberührte Natur - auch viele Chinesen reisen gerne ins tibetische HochlandBild: AP

Auch Reiseveranstalter warten nur darauf, wieder Touristen auf das Dach der Welt zu fahren. "Wir würden uns sehr freuen", sagt Ury Steinweg von Gebeco. Für den Reiseveranstalter war China bisher das wichtigste Zielland. Auch bei China Tibet Tours, einem Reiseveranstalter in Chengdu im chinesischen Sichuan, hofft man darauf, wieder Touristen aus Deutschland nach Tibet bringen zu können. "Die Lage in Tibet hat sich schon beruhigt", sagt Geschäftsführer Petir Yang. "Für Touristen ist Tibet zu hundert Prozent sicher."

Erste Öffnung für chinesische Touristen

Chinesen dürfen übrigens seit einigen Tagen wieder nach Tibet. Sicherheit und Ordnung seien wieder soweit hergestellt, dass chinesische Reisegruppen das Land besuchen können, teilten die Behörden mit. Sie machen ohnehin den größten Anteil der Besucher aus: 2006 kamen 2,3573 Millionen Touristen aus China, nur 154.800 aus dem Ausland.

Die erste Reisegruppe kam aus der ostchinesischen Stadt Hangzhou. Auf ihrem Programm stand übrigens auch die ehemalige Residenz des Dalai Lama, der Potala-Palast in der Hauptstadt Lhasa. Auch die verschiedenen Klöster oder der Jokhang-Tempel, der als Nationalheiligtum der Tibeter gilt, gehören zum Pflichtprogramm von Tibet-Reisenden. Die politische Botschaft ist klar: Die Herrschaft des Dalai Lama – für China ein Fall fürs Museum.

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