Thronwechsel in Belgien
Erst der Vater, jetzt der Sohn. Belgiens König Albert II. hat sein Amt weitergegeben, Prinz Philippe ist seit diesem Sonntag der neue König. Auf ihn wartet die große Herausforderung, um Belgiens Zusammenhalt zu kämpfen.
König und Königin
Nationalfeiertag, Sonnenschein, Thronbesteigung: Das neue Königspaar tritt auf den Balkon seines Palastes, und die Menge jubelt: König Philippe ist Belgiens neues Staatsoberhaupt. Dabei haben ihm viele das vorher nicht zugetraut. Jetzt steht er zusammen mit seiner Frau Mathilde vor der gewaltigen Aufgabe, die Einheit seines noch vergleichsweise jungen Staates zu wahren.
Volksfest in Schwarz-Gelb-Rot
Zunächst war aber Feiern angesagt: Der Generationswechsel gelang ohne Pleiten und Pannen. An diesem Sonntag herrschte Volksfeststimmung in Brüssel, der Hauptstadt Belgiens. Das Land gehörte lange zu Frankreich und den Niederlanden. Erst 1830 wurde es unabhängig. Der 53 Jahre alte Philippe ist erst der siebte König Belgiens.
Der große Moment
Es wurde amtlich: Philippe schwört im belgischen Parlament auf die Verfassung des Landes. Kurz zuvor hatte sein Vater Albert II. im Königspalast mit leicht zitternder Hand seine Abdankung unterzeichnet. Den Schritt hatte der 79-Jährige Anfang Juli angekündigt und mit seinem Alter und seinem Gesundheitszustand begründet.
Weniger Prunk als anderswo
Natürlich war die Zeremonie in Belgien prunkvoll, glamourös und teuer, aber im Vergleich zu anderen Königshäusern wirkte des Fest fast nüchtern. Europas Hochadel war am Sonntag (21.07.2013) nicht eingeladen. Der König hat weder Zepter noch Krone. Hier geht alles etwas sachlicher zu.
Die königliche Familie 2013
Das neue Königspaar Philippe und Mathilde hat vier Kinder. Die elfjährige Prinzessin Elisabeth soll ihrem Vater eines Tages auf den Thron folgen. Rechts Albert II. mit seiner Frau Paola, links Königin Fabiola, die Witwe des fünften belgischen Königs Baudouin, Alberts Bruder, der kinderlos starb. Albert wurde nach Baudouins Tod der neue König.
Die königliche Familie 1993
Das war vor 20 Jahren. Auch damals zeigte sich die Familie auf dem Balkon des Königspalastes. In der Mitte Albert II., ganz rechts sein 33 Jahre alter Sohn Philippe. Albert II. musste dafür kämpfen, vom Volk anerkannt zu werden. Im Gegensatz zu seinem Bruder Baudouin erschien er wenig staatsmännisch.
Lebemann Albert
Albert war damals bekannt für seine Leidenschaft für schnelle Autos. Er pflegte einen protzigen Lebensstil und galt als Bonvivant. Hier sieht man ihn 1953 als jungen Mann im Zoo, der in das Maul eines Nilpferds fotografiert. Das Pflichtgefühl für sein Land musste der humorvolle, joviale Albert Biografen zufolge erst entwickeln.
Vater und Sohn
Albert und Philippe unterscheiden sich charakterlich stark. Der neue König wird als schüchtern, ernsthaft und auch etwas unbeholfen beschrieben. Genau wie sein Vater muss auch er jetzt kämpfen, sich den Respekt des Volkes zu verdienen. Der belgische König hat zwar wenig Macht, spielt als Vermittler zwischen politischen Parteien aber eine große Rolle.
Kampfpilot und Umweltschützer
Philippe ließ sich von der Belgischen Luftwaffe als Kampfpilot ausbilden, studierte an den Elite-Universitäten Oxford und Stanford Politik und setzte sich als Umweltschützer ein. Auch als Langstreckenläufer trat er in Erscheinung. Auch heute noch interessiert er sich für Literatur und Sport.
Familienmensch mit starker Frau
Philippe und seine Frau bilden ein starkes Team. Mathilde gilt als selbstbewusst und glamourös. Hier bei einem Familienausflug 2010 gibt sich das königliche Paar ganz volksnah. Jetzt warten große Aufgaben auf sie, denn ihr Land Belgien ist in zwei große Lager gespalten.
Konflikt zwischen Flamen und Wallonen
Im Norden die Flamen, die Niederländisch sprechen, und im Süden die Französisch sprechenden Wallonen: Diese beiden Gruppen leben in historisch gewachsener Konkurrenz zueinander, was man auch an diesen übermalten zweisprachigen Hinweisschildern sieht. Außerdem gibt es eine kleine deutsche Minderheit im Osten. Nicht umsonst lautet Belgiens Wahlspruch "Einigkeit macht stark".
Vermittler bei Krisen
Der Konflikt zwischen Flamen und Wallonen zieht sich auch quer durch die belgische Politik. Nach Neuwahlen 2010 stellte das Land einen traurigen Weltrekord auf: Es brauchte 540 Tage, um eine neue Regierung zu bilden. Tausende Menschen gingen damals aus Protest auf die Straße. König Albert II. trat dabei als wichtiger Vermittler zwischen den politischen Lagern auf.
Große Aufgaben
Philippe - hier bei der Militärparade an seinem ersten Tag als König - steht diese Bewährungsprobe noch bevor. In zehn Monaten sind in Belgien Parlamentswahlen, die oft zu unsicheren Mehrheiten führen. Spätestens dann wird Belgien sehen, ob Phillipe wie sein Vater Albert an den Aufgaben wachsen wird.