Thronwechsel in Belgien
21. Juli 2013Nach einem feierlichen Gottesdienst in der Brüsseler Kirche St. Michael und St. Gudula unterschrieb der 79-jährige Albert II. (Artikelbild links) im Königspalast die Abdankungsurkunde. Damit wurde sein Sohn Philippe nach Angaben des Justizministeriums neuer König von Belgien - auch wenn er erst um 12.00 Uhr seinen Eid auf die Verfassung ablegen wird.
Die Feierlichkeiten anlässlich des Thronwechsels begannen bereits am Samstagabend mit einem Konzert und einem Volksfest in Brüssel.
Neuer König, alte Probleme
Der neue Herrscher wird sich wie sein Vater vor allem mit der drohenden Spaltung des Landes auseinandersetzen müssen. Albert II. hat sich während seiner fast 20-jährigen Regentschaft immer wieder mit Nachdruck für die Einheit von Flamen und Wallonen eingesetzt. In seiner letzten Ansprache zum Nationalfeiertag ermahnte er die Belgier, keine Spaltung des Landes zuzulassen. "Ich bin davon überzeugt, dass es lebenswichtig ist, den Zusammenhalt unseres föderalen Staates zu bewahren", so der König.
In dem Königreich driftet der reiche Norden mit Niederländisch sprechenden Flamen und der ärmere Süden mit französischsprachigen Wallonen zunehmend auseinander. Nach den Parlamentswahlen 2010 gab es 541 Tage lang keine gewählte Regierung, weltweit ein Negativ-Rekord.
Glücksfall Mathilde
Der künftige König Philippe wird von Beobachtern als manchmal unbeholfen und schüchtern beschrieben - der neue Star der belgischen Monarchie ist seine Frau Mathilde. Die Psychologin, Tochter des Grafen Patrick d'Udekem d'Acoz, erfreut sich bei den Belgiern wegen ihrer freundlichen und warmherzigen Art größter Beliebtheit. Eine offizielle Aufgabe ist ihr jedoch im Protokoll nicht zugedacht.
Über die Eignung Philippes für das Amt des Königs wird in Belgien seit langem diskutiert. Schon als sein Onkel, König Baudouin, 1993 starb, galt er als möglicher Nachfolger. Aufgrund seines Alters von nur 33 Jahren blieb ihm das Amt damals jedoch versagt und sein Vater Albert wurde König.
Nur ein bisschen Glamour
Der Thronwechsel in Belgien verläuft - anders als beim Amtsantritt des niederländischen Königs Willem-Alexander Ende April - ohne großen Pomp und internationale Gäste. Nach der Vereidigung wird sich das Königspaar vor seinem Palast dem Volk zeigen, am Nachmittag einer Militärparade beiwohnen und abends das ihm zu Ehren ausgerichtete Volksfest besuchen.
In Belgien ist der König Staatsoberhaupt und Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Er ernennt zwar die Regierung, die Minister sind jedoch dem Parlament verpflichtet, nicht dem Monarchen. Philippe ist der siebte belgische König seit 1830.
mak/kis (dpa, afp)