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Kunst

Theater und Orchester spielen online

Torsten Landsberg
1. Dezember 2020

Um trotz Corona-Schließungen sichtbar zu bleiben, haben Theater und Orchester in Deutschland ihre Aufführungen an einem Aktionstag mal ins Internet verlegt.

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Brandenburg Potsdam | Das neue Hans Otto Theater
Ort kreativer Aktionen: Hans Otto Theater in PotsdamBild: picture-alliance/imageBROKER/H. Baar

Die Bühnen und Kleinkunsttheater in Deutschland sind geschlossen - mal wieder. Wann die Ensembles und Orchester wieder vor Publikum spielen dürfen, ist offen. Die aktuelle Corona-Lage lässt derzeit keine verbindlichen Zeitfenster und Planungen zu.

Bereits in den vergangenen Monaten hatten Kulturschaffende mit kreativen Aktionen nicht nur auf ihre persönliche Lage hingewiesen, sondern auch darauf, was durch die ausgefallene Aufführungen alles verloren geht: ein kritischer Diskurs, der soziale Zusammenhalt, gesellschaftliche Debatten, Sinnstiftung, kleine Fluchten aus dem Corona-Alltag.

Menschenkette auf der Bühne des Hans Otto Theater in Potsdam.
Mitarbeiter des Potsdamer Hans Otto theaters bilden eine MenschenketteBild: Britta Pedersen/picture alliance/dpa

Am diesem Montag (30. November 2020) haben sich die Mitarbeitenden deutscher Kultureinrichtungen kurzentschlossen digital verbündet. Dazu aufgerufen hatte der Deutsche Bühnenverein mit dem "Aktionstag der Theater und Orchester".

Die Bühnen machten engagiert mit sehr unterschiedlichen Aktionen und dem Hashtag #Wirsindda auf die derzeitige Situation aufmerksam. Am Abend erstrahlten viele Häuser ganz in Rot.

Vor dem Deutschen Theater in Berlin setzten sich Schauspielerinnen und Schauspieler auf Stühle und lasen aus ihren Lieblingsbüchern - alle gleichzeitig. Ihnen gegenüber waren Stühle aufgestellt, die demonstrativ unbesetzt blieben - stellvertretend für das fehlende Publikum in den Theater- und Konzertsälen des Landes.

"Über die Kunst verständigen wir uns darüber, wie wir zusammenleben wollen, üben uns in Empathie und Mut, ermöglichen Teilhabe", hieß es aus dem Vorstand der Gruppe von Intendantinnen und Intendanten.

Hell erleuchteter Eingang zum Puppentheater Magdeburg.
Protestaktion beim Magdeburger PuppentheaterBild: Klaus-Dietmar Gabbert/picture alliance/dpa

Während sich die Häuser momentan nicht "als Orte des Zusammenkommens zur Verfügung stellen können, so möchten sie dennoch einen Impuls von Lebendigkeit geben und ihrem Glauben an die künstlerische Utopie Ausdruck verleihen".

Starker Auftritt auf digitaler Bühne

Symbolisch für die landes- und bühnenübergreifende Solidarität stand eine kontaktlose Menschenkette, an der sich mehr als 60 Theater und Orchester beteiligten. Eine Langfassung der Kette und zahlreiche Aktionen und Aufführungen sind auf der digitalen Plattform Spectyouzu sehen.

Schon seit Monaten lassen sich Künstler, Musiker und Theaterleute äußerst kreative Möglichkeiten einfallen, um dem Kultur-Lockdown in der Pandemie zu trotzen. Schon beim ersten Lockdown zu Beginn der Corona-Krise im März 2020 hatten Musiker vor leeren Sälen oder in privaten Wohnungen gespielt und die Auftritte weltweit gestreamt.

Während die Aktionen damals noch mehr dem Gemeinschaftsgefühl in einer völlig neuen Situation dienten, geht es vielen Künstlerinnen und Künstlern sowie den Theatern inzwischen mehr darum, auf  den eklatanten Mangel an kulturellem Austausch und auf ihre bedrohte Existenz hinzuweisen.

Theaterbetrieb ist nicht mehr wirtschaftlich

Nach dem ersten Lockdown im Frühjahr hatten viele Bühnen wieder geöffnet. Allerdings nur mit Auflagen und streng reduzierten Platzkontingenten, die gerade den privaten Theatern keinen wirtschaftlichen Betrieb mehr ermöglichten.

Die andauernde Planungsunsicherheit stellt viele Einrichtungen vor große Probleme, weil sie nicht wissen, wann genau sie wieder öffnen können. Erschwert werden dadurch die Verträge mit den Theater-Ensembles oder den freien Mitarbeitern.

BdTD | Symbolfoto Schild Kunst und Kultur in der Corona Krise an einem Koelner Kino
Kulturhäuser und Kinos trotzen der Corona-Krise Bild: Political-Moments/imago images

Während öffentliche Häuser weiterhin auf staatliche Fördermittel setzen können, kämpfen viele Künstler, Solo-Selbständige und private Theater bereits seit März um ihre Existenz.

Das Verständnis für die Notwendigkeit einer temporären Schließung von Kulturhäuser - angesichts der weiterhin hohen Infektionszahlen - paart sich inzwischen mit Unmut darüber, dass Konzerthäuser, Theater und Kinos seit Anfang November erneut schließen mussten - trotz umfangreicher Hygienekonzepte und hohen Mehrkosten für die Corona-Schutzauflagen.  

Shopping-Malls und Einkaufszentren dagegen durften bereits zur Vorweihnachtszeit wieder öffnen und wurden am Black Friday nahezu überrannt.

Die Intendantinnen und Intendanten der deutschen Bühnen werfen bereits einen Blick auf die Zeit nach der Pandemie: Theater und Orchester stünden dann "für die künstlerische Aufarbeitung unserer gesamtgesellschaftlichen Krise zur Verfügung". Applaus, Applaus!