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Tennis in der Schule – warum nicht?

Olivia Fritz26. April 2013

Schulsport muss nicht immer aus Turnen, Fußball und Leichtathletik bestehen. Auch vermeintlich komplexe Sportarten wie zum Beispiel Tennis können sehr gut an Schulen oder sogar im Kindergarten gelehrt werden.

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Kindgerechte Tennisübung in der Schule. (Foto: Westfälischer Tennis-Verband)
Kinder und TennisBild: WTV

Tennis in der Schule – geht nicht? Geht doch! Sogar schon im Kindergartenalter kann man tennisähnliche Spiele machen. In der Kindertagesstätte steht die Ballgewöhnung im Vordergrund, gezieltere Tennisaktionen folgen dann schon im Grundschulalter. Bei Kindern ist die Auge-Hand-Koordination zwar noch nicht voll ausgebildet. Das kann aber trainiert werden – mit großen Bällen zum Beispiel und leichten Schlägern, erklärt Torsten Vogel. Er ist Jugendbildungsreferent des Westfälischen Tennis-Verbands. "Die Vorstellung vieler ist verkehrt, dass Tennis nur mit Boris Becker, Ivan Lendl, Jimmy Connors verbunden wird und mit 10.000 Zuschauern in Wimbledon, was auf einem großen Feld mit großen Schlägern und harten Bällen stattfindet." In der Schule könne das ganz anders aussehen, indem man diese ganzen Materialen in der Form gar nicht brauche, ist Vogel überzeugt.

Große Bälle, kleine Felder

Nach einer neuen Tennisregel dürfen unter Zehnjährige im Gegensatz zu den Zeiten von Steffi Graf und Boris Becker nicht mehr auf dem großen Feld mit harten Bällen spielen, sondern müssen mindestens einen leichteren Ball nehmen. Spezielle Kinderbälle, die größer und leichter sind, springen zum Beispiel nicht so hoch. Außerdem gibt es unterschiedliche Feld- und Schlägergrößen. Felder, Bälle und Schläger wachsen mit der Körpergröße. In der Schule oder im Kindergarten kommt man mit noch weniger Material aus, ein richtiges Netz zum Beispiel ist gar nicht nötig. "Man nimmt eine Turnhallenbank, ein Flatterband oder Absperrband als Netz und spannt es durch die Halle", schlägt Torsten Vogel vor. Fliegenklatschen als Schläger, Luftballons oder Softbälle als Bälle – jeder Tennisverein, jede Schule habe die Materialien eigentlich da. "Man muss sich nur trauen, die Materialien einzusetzen und das mit 10, 15, 20 Kindern gleichzeitig zu machen."

Die Verletzungsquote sei nicht höher als bei anderen Sportarten auch. Beim Fachverband, Kreis- oder Stadtsportbund können sich Schulen informieren, zudem bieten ortsnahe Vereine oft Kooperationen an. Entweder als AG im Ganztag oder auch mal als Ferienaktion. Die Erfahrungswerte seien gut, erklärt Vogel. Die Kinder erfahren in Spielformen sofort, was Tennisspielen bedeutet. "Darum geht es uns. Da ist der Vorhand- und Rückhandgriff gar nicht so wichtig. Es geht darum zu spielen. Und das geht ganz schnell, genauso wie beim Fußball oder Handball."

Kindgerechtes Tennis. (Foto: Reimar Bezzenberger)
Die Bälle sind groß, der Spaß auchBild: WTV/Reimar Bezzenberger

Schnupperangebote der Vereine

Die Vereine hoffen im Anschluss an die Kooperation natürlich auf eine Mitgliedschaft der Kinder, die langfristig dabei bleiben sollen. Deshalb gehen die Vereine oft in Vorleistung, machen im Rahmen von Ganztagsangeboten kostengünstige Angebote, in denen zunächst keine Kosten auf die Schüler zukommen. Die Übungsleiter werden dabei aus den Mitteln des Ganztags finanziert. Später folgt ein Angebot der Vereine zu einem besonderen Einstiegspreis. Für Kinder werde die Vereinsmitgliedschaft kostengünstig angeboten, erklärt Kristina Straußfeld, zuständig für die Vereinskooperationen beim Westfälischen Tennis-Verband. Ihr Sohn hat mit vier Jahren angefangen, Tennis zu spielen. "Er ist mit Feuereifer dabei. Er hat es immer bei mir und seinen Großeltern gesehen, dass wir Tennis spielen. Dann wollte er das auch." Bei ihrem Verein gebe es ein Bambini-Angebot, wo auch die Kleinen betreut und angeleitet werden können. "Das erfordert schon spezielle Kenntnisse, wie man Tennis auch so Kleinen vermitteln kann." So bieten verschiedene Verbände die Möglichkeit einer Qualifizierung im Bereich Tennis in der Schule. Sozial schwache Familien können über das Bildungspaket der Bundesregierung die Finanzierung einer Vereinsmitgliedschaft beantragen.

Ein Schläger für 20 Euro

Ein Lehrer spielt einen Ball über eine quergestellt Turnbank. (Foto: Westfälischer Tennis-Verband)
Eine Bank als Netz - man muss nur erfinderisch seinBild: WTV

Das Material sei nicht so hochpreisig wie bei Erwachsenen, der Vereinsbeitrag kann bei 20 Euro im Jahr liegen. Dazu kommen die verhältnismäßig teuren Trainerstunden. Doch auch zu Hause kann man üben. Kristina Straußfeld ist selbst begeisterte Tennisspielerin und sehr einfallsreich: "Wir haben eine Wand in der Hofeinfahrt und den Tennisschläger zu Hause. Da kann man wunderbar gegen die Wand spielen. Es gibt ja auch Beachball-Schläger, mit denen man sonst am Strand spielt – das kann man auch zu Hause machen. Da sind die Kinder sehr erfinderisch."

Finanzielle oder materielle Unterstützung können Schulen, die eine Kooperation anstreben, vom jeweiligen Tennisverband, Stadt- oder Kreissportbund, von Fördervereinen oder Sponsoren bekommen, erklärt Jugendbildungsreferent Torsten Vogel. "Ein Kinderschläger kostet 20 Euro. Die entsprechenden Bälle kosten unter einem Euro pro Stück je nach Anbieter. Man kann mit 200 Euro bis 250 Euro für zehn Kinder ganz viel Material beschaffen und damit super arbeiten." Eigentlich gar nicht so schwer und eine nicht allzu hohe Herausforderung, der sich Vereine und Schulen viel öfter stellen sollten. Mit ein wenig Kreativität und wenig finanziellem Aufwand kann so auch Tennis für ganze Schulklassen angeboten werden.