Telekom Beethoven Competition die 5.
16. Dezember 2013Als Soo-Jung Ann bei der Auslosung die Nummer 13 zog, war das für die 28-jährige Koreanerin kein Problem. "Beethoven ist für mich die Verbindung zwischen mir und meinem Gott", sagte die gläubige Presbyterianerin aus Südkorea. Da gibt es keinen Platz für Aberglauben. Zwölf Tage später stand sie als Gewinnerin des Wettbewerbs auf der Bühne der Bonner Beethovenhalle und konnte ihr Glück kaum fassen.
Das Publikum allerdings hätte lieber ihren Konkurrenten Shinnosuke Inugai aus Japan als Sieger gesehen, und so musste die strahlende Soo-Jung neben "Bravos" auch einige Buh-Rufe entgegennehmen. Die junge Künstlerin sah das gelassen; das gehöre zur Feuertaufe als Konzertpianistin, meinte sie.
Wettbewerb mal anders
Die Beethoven-Competition, 2005 von einem kulturbewussten Bonner Unternehmen ins Leben gerufen, wurde zum 5. Mal ausgetragen und hat sich mittlerweile weltweit als anerkannter Klavierwettbewerb etabliert. "Grundsätzlich muss man sagen, dass es unfassbar viele technisch perfekte junge Leute gibt, aber auf der anderen Seite immer weniger Pianisten, die wirklich Musik machen", bringt Musikjournalistin Eleonore Büning, die neben namhaften Musikern und Musikmanagern der neunköpfigen Jury angehörte, das Kernproblem des Musikmarktes auf den Punkt. Genau diesem Trend versuche sich der Beethoven-Wettbewerb zu widersetzen. "Die Kriterien, aber auch die ganze Atmosphäre sind hier anders. Es geht hier nicht um schneller, höher, weiter."
Das Wettbewerbskonzept hat der russische Pianist und Pädagoge Pavel Gililov entworfen: "Ich wollte Beethoven als eine unglaubliche Persönlichkeit zeigen, die sehr starken Einfluss auf die Musikgeschichte hatte", betont er. So steht bei Giliov ganz klar die musikalische Entwicklung Beethovens im Vordergrund. Die Verbindung zur Barock-Musik, speziell zu den Werken von Bach und Händel, aber auch sein Einfluss auf die deutsche Romantik und die zeitgenössische Moderne werden thematisiert.
Eigene Interpretationen
Nach einer sehr strengen Vorauswahl - von 86 Bewerbern dieses Jahres durften nur 24 zum Wettbewerb antreten - mussten die jungen Musiker also vor allem ihr Verständnis von Beethovens Musik unter Beweis stellen, und dazu zählen nicht nur die Interpretationen der Werke des Meisters.
Schon in der ersten Runde wurden Werke von Bach und Händel mit einer der späten Sonaten Beethovens kombiniert. "In anderen Wettbewerben kommen die komplizierteren Werke erst zum Schluss, und man wird oft überrascht, dass man eventuell die falschen Leute durchgelassen hat", kommentierte Gililov diese strategische Entscheidung.
Die zwölf Musiker, die es in die 2. Runde schafften, mussten dann ein einstündiges Recital aus Werken eigener Wahl gestalten. "Das ist ein Riesenunterschied zu den Wettbewerben, wo etwa 45 Leute auf die Bühne kommen und alle hintereinander das Italienische Konzert von Bach spielen - was die Ohren der Juroren und die Moral der Pianisten versaut", kommentiert Eleonore Büning das Konzept. Für das Finale bereiteten die Teilnehmer zwei Klavierkonzerte Beethovens vor.
Individualität gewinnt
Der anspruchsvollen Jury ging es vor allem um künstlerische Individualität, von Runde zu Runde wurde das deutlicher. Und so standen im Finale drei Musiker, die nicht unterschiedlicher sein konnten: die sanfte, technisch perfekte Koreanerin Soo-Jung Ann und zwei Männer, jeder auf seine Weise charismatisch: der 31-jährige Japaner Shinnosuke Inugai, ein Mann mit Sinn fürs Dramatische, und der Romantiker Stefan Cassomenos, ein 28-jähriger Australier mit griechischen Wurzeln.
Die Emotionalität ging bei beiden Männern aber mitunter auf Kosten der Genauigkeit, und so entschieden sich die meisten Jury-Mitglieder für die jüngste in der Runde: "Soo-Jung hat von Anfang an sehr überzeugend gespielt, sie ist als Künstlerin im Sinne von Vollendung ihres Spieles weiter als die anderen", sagte Pavel Gililov zur DW. Bei den männlichen Finalisten hingegen sah er viel noch unverbrauchtes Potential.
Zu den Gewinnern dürfen sich aber alle drei Künstler zählen: nicht nur wegen der hohen Preisgelder, sondern vor allem wegen der gesammelten Erfahrung und den zahlreichen Konzert-Engagements, die ebenso ein Teil des Preises sind. Wer nun die große Karriere machen wird? Das wird die Zukunft zeigen.