Tate Modern: Ausstellung "The World Goes Pop" zeigt unbekannte Pop Art
Andy Warhol und Roy Lichtenstein schufen in Amerika Ikonen der Pop Art. Aber auch in Europa, Lateinamerika und Asien setzen sich Künstler mit der neuen Kunstströmung auseinander - zu sehen in der Tate Modern in London.
The Spirit of Pop
Mit starken Vinylfarben malte der französische Künstler Bernhard Rancillac (Jg. 1931) im Jahr 1966 seine Arbeit "Pilules capsules conciliabules". Die Pop Art war als neue Kunstströmung schon längst aus Amerika nach Europa geschwappt. Maler wie Rancillac verwendeten die Bildsprache der amerikanischer Popart-Künstler mit Ironie und Witz. Sie schufen ihren eigenen Pop Art Kosmos.
Grandfather of Pop Art
Andy Warhol gehört zu den wichtigsten amerikanischen Künstlern der Pop Art, keine Themen-Ausstellung kommt ohne seine berühmten "Cows" oder Suppendosen aus. Die Kuratoren der Ausstellung in der Tate Modern in London (17.09.2015 - 24.01.2016) haben Arbeiten solcher Popstars wie Warhol bewusst weg gelassen und weltweit Künstler gesucht, die in den 60er und 70er Jahren ihre eigene Pop Art machten.
Pop Art Export
Der japanische Künstler Ushido Shinohara (Jg. 1932) ist zwar in Tokio geboren, lebt und arbeitet aber seit langem in New York. Schon in seinen frühen Arbeiten hat er in den 1960er Jahren die Amerikanisierung der japanischen Kultur kritisch aufgegriffen und in seinen Arbeiten thematisiert. Er nutzt traditionelle Holzdruckverfahren in Verbindung mit fluoreszierenden, schreiend bunten Farben.
Kollektivkleidung
Nicola L. ist der Künstlername einer marokkanischen Bildhauerin, die seit den 1960er Jahren in New York lebt und dort arbeitet. Sie fertigt auch Möbelkunst und beschäftigt sich mit dem Zusammenspiel des menschlichen Körpers mit dem Gesellschaftsbild. Für ihre Textil-Skulptur "Coat" hat sie 1973 ein riesiges Regencape für eine Menschengruppe angefertigt: "Jeder steckt in der Haut des anderen."
Lustvolle Provokation
Frech war die Kunst der frühen Pop-Art-Künstler: provozierend banale Inhalte, wie Suppendosen, Waschmittelkartons oder Kaugummi wurden in schrillen, poppigen Farben zu Kunst - die sich schnell teuer verkaufte. Der polnische Künstler Jerzy Ryszard "Jurry" Zielinski (1943 -1980) war auch politisch in Opposition zum System des kommerziellen Kunstmarktes, hier seine Arbeit "Without Rebellion" (1970).
Weibliche Dekonstruktion
Die peruanische Künstlerin Teresa Burger (Jg. 1935) lebt und arbeitet in der Hauptstadt Lima. Sie zählt sich zu den explizit feministischen Künstlerinnen, die in den aufmüpfigen 1960er Jahren erstmals ihren Frauenstandpunkt auch öffentlich bezogen haben. Ihre Arbeit "Cubes" aus dem Jahr 1968 arbeitet mit grafischen Elementen und der formalen De-Konstruktion des weiblichen Körpers.
Bilder aus Autolack
Die Amerikanerin Judy Chicago (Jg. 1939), die in der gleichnamigen Stadt geboren ist, hat ihren Lebensmittelpunkt und ihr Atelier in den 1960er Jahren nach New Mexico/USA verlegt. Dort arbeitete die Künstlerin in ihren farbkräftigen Arbeiten mit Material aus der Welt der Männer: Autoteile, Motorhauben, Autolacke. Für sie Symbole des weit verbreiteten Machismo.
Tate Modern in London
Die Tate Modern hatte bereits 2013 dem Vater der Pop Art, Roy Lichtenstein, eine große Retrospektive gewidmet. Erstmals wurden damals Multimedia-Arbeiten des berühmten amerikanischen Malers ausgestellt: hier die dreiteilige Arbeit "Three Landscapes" aus dem Jahr 1971. Die aktuelle Ausstellung in der Tate "The World Goes Pop" ist noch bis zum 24. Januar 2016 in London zu sehen.