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Tanzi wegen Bilanzbetrugs verhaftet

28. Dezember 2003

Der Gründer des zahlungsunfähigen italienischen Lebensmittelkonzerns Parmalat, Tanzi, ist wegen betrügerischen Bankrotts festgenommen worden. Parmalat steht inzwischen für einen der größten Bilanzskandale Europas.

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Auf offener Straße festgenommen: Calisto TanziBild: AP

Calisto Tanzi ist ein italienischer Selfmade-Man, der eine kleine Milchfirma zu einem der größten Lebensmittelkonzerne der Welt gemacht hat. Seit einigen Tagen steht der Firmenname Parmalat nun für einen der größten Bilanzskandale Europas. Der 65-jährige Firmengründer und Ex-Präsident des Konzerns wurde am Samstagabend (27.12.2003) in Mailand wegen Verdachts auf betrügerischen Bankrott auf offener Straße festgenommen. Jüngsten Presseberichten zufolge soll er sieben Milliarden Euro aus der Firma auf Privatkonten abgezweigt haben. Tanzi sollte bereits am Sonntag (28.12.2003) erstmals verhört werden, hieß es.

Sieben Milliarden Euro ohne jede Spur

Tanzi war Mitte Dezember 2003 nach ersten Hinweisen auf eine finanzielle Schieflage seines auf Milchprodukte spezialisierten Konzerns zurückgetreten. In der Bilanz von Parmalat war in der Vorwoche ein Finanzloch von mehreren Milliarden Euro entdeckt worden. Die Staatsanwaltschaft wirft der bisherigen Parmalat-Führung Betrug und Bilanzfälschung vor. Von dem Geld fehlt jede Spur.

Ein Gericht in Parma, wo Parmalat seinen Sitz hat, hatte nur wenige Stunden vor Tanzis Festnahme das Unternehmen offiziell für zahlungsunfähig erklärt. Die Entscheidung erfolgte wie erwartet, nachdem Insolvenzverwalter Enrico Bondi einen Bericht über die finanzielle Situation von Parmalat vorgelegt hatte.

Gläubigerschutz per Dekret

Bondi muss jetzt bis Ende Januar 2004 Vorschläge zur Rettung des Konzerns und der Arbeitsplätze vorlegen. Die italienische Regierung hat eigens für Parmalat ein Dekret erlassen, das dem Unternehmen vorerst Gläubigerschutz gewährt. Zudem sollen landwirtschaftliche Zulieferbetriebe vor Auswirkungen der Parmalat-Krise geschützt werden. Unbestätigten Medienberichten zufolge sollen andere Konzerne bereits an der Übernahme einzelner Parmalat-Teile Interesse geäußert haben. Insgesamt beschäftigte Parmalat zuletzt rund 36.000 Menschen in 30 Ländern. Der Jahresumsatz betrug 7,5 Milliarden Euro. (kap)