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Politik

Taliban zu Verhandlungen in Kabul

1. April 2020

Die afghanische Regierung und die radikalislamischen Taliban haben sich erstmals zu Gesprächen über einen Gefangenenaustausch in Afghanistans Hauptstadt getroffen. Von einem Gelingen der Verhandlungen hängt viel ab.

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Inhaftierte Taliban in einem Gefängnis in Kabul
Inhaftierte Taliban in einem Gefängnis in KabulBild: picture-alliance/AP Photo/R. Gul

Zum ersten Mal seit dem Sturz des Talibanregimes 2001 sind Vertreter der militant-islamistischen Gruppe für ein offizielles Treffen nach Kabul gekommen. Die Taliban hätten mit Vertretern der Regierung über den geplanten Gefangenenaustausch diskutiert, twitterte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, Dschawid Faisal.

Talibansprecher Sabiullah Mudschahid hatte der Deutschen Presse-Agentur zuvor bestätigt, dass ein dreiköpfiges Team als Beobachter für die geplante Freilassung von Gefangenen und für Vorgespräche nach Kabul gekommen sei. Das Internationale Rote Kreuz sei als Beobachter anwesend gewesen. 

Am Montag war der Gefangenenaustausch zwischen den Taliban und der afghanischen Regierung erneut verschoben worden. Eigentlich hatten sich beide Seiten vor wenigen Tagen auf einen Kompromiss geeinigt. Demnach hätten bis zum 31. März zunächst 100 Taliban freigelassen werden sollen. Auch die Taliban wollten Gefangene freilassen. Der Termin war zuvor bereits mehrfach verschoben worden. Seit Wochen herrscht Stillstand zwischen der afghanischen Regierung und den Taliban. 

Vorbedingung für Friedensgespräche

Die Freilassung von bis zu 5000 Gefangenen war als Vorbedingung für innerafghanische Friedensgespräche in das Abkommen aufgenommen worden, das die USA mit den Taliban am 29. Februar unterzeichnet hatten. Die Gefangenen gelten laut Experten als das Hauptdruckmittel der Regierung in Kabul, die Taliban zu Gesprächen zu bringen. 

Afghanistans Präsident Aschraf Ghani (M.) gilt den Taliban als Marionette
Afghanistans Präsident Aschraf Ghani (M.) gilt den Taliban als MarionetteBild: Getty Imaes/AFP/W. Kohsar

Streit gibt es unter anderem über die jüngst vorgestellten Unterhändler der afghanischen Regierung. Die Taliban reagierten abweisend auf das 21-köpfige Team, das vom dem ehemaligen Leiter des Nationalen Sicherheitsdirektoriums, Masum Staneksai, angeführt wird. Mehrfach in der Vergangenheit haben die Taliban abgelehnt, direkt mit der Regierung in Kabul zu reden, die sie als "Marionette" des Westens betrachten.

Anschlag in Helmand

Derweil geht der Konflikt im Land weiter.  In der Provinz Helmand m Süden des Landes wurden  bei der Explosion einer am Straßenrand versteckten Bombe mindestens sieben Zivilisten getötet. Zwei weitere seien verletzt worden, teilten Vertreter der Provinzregierung mit. Demnach sei ein Minibus nahe der Kleinstadt Girischk, etwa 70 Kilometer von der Provinzhauptstadt entfernt, von einer Explosion erfasst worden. 

Kämpfe und Anschläge gehören in Afghanistan noch immer zum Alltag (Archivbild)
Kämpfe und Anschläge gehören in Afghanistan noch immer zum Alltag (Archivbild)Bild: picture-alliance/AP Photo/Rahmat Gul

Die umkämpfte Provinz war im vergangenen Jahr immer noch eine der gefährlichsten Gegenden für Zivilisten in Afghanistan, heißt es in einem aktuellen Jahresbericht der UN-Mission in Afghanistan (UNAMA). Zivilisten kamen hier hauptsächlich durch sogenannte unkonventionelle Sprengfallen ums Leben. Nur in der östlichen Provinz Nangarhar kamen mehr Zivilisten ums Leben. Helmand wird mehrheitlich von den militant-islamistischen Taliban kontrolliert. Lediglich drei Bezirke stehen laut Vertretern der Provinzregierung unter voller Kontrolle der afghanischen Sicherheitskräfte. 

stu/kle (dpa, afp)