Taliban starten Frühjahrsoffensive
12. April 2016In einer Erklärung kündigten die Taliban "groß angelegte Attacken auf feindliche Stellungen" im ganzen Land an. In der Erklärung des Taliban-Führungsrates heißt es weiter, Ziel der Offensive sei die "Befreiung der verbliebenen Gebiete von Feinden". Als Feinde betrachten die Radikal-Islamisten vor allem Soldaten der USA und anderer NATO-Staaten, die sie "Besatzer" nennen, sowie die afghanische Regierung und ihre Armee.
Psychologische Kriegsführung
Seit dem Abzug der meisten internationalen Kampftruppen Ende 2014 haben die Taliban ihren Kampf gegen die Regierung in Kabul deutlich verstärkt. Auch im vergangenen Winter hatten die Aufständischen bei ihren Angriffen kaum eine Pause eingelegt. Die Ankündigung der Frühjahrsoffensive ist nach Ansicht von Experten daher mehr ein Mittel der psychologischen Kriegsführung.
Die Taliban nennen die Offensive "Operation Omari", zur Erinnerung an ihren verstorbenen langjährigen Anführer Mullah Muhammed Omar. Seit der Machtübernahme von Mullah Akhtar Mansur im Sommer gibt es blutige Kämpfe zwischen rivalisierenden Fraktionen der Islamisten. Das hat aber die Schlagkraft der Bewegung nicht verringert. Laut Experten sind mehr als 100 der rund 400 Bezirke des Landes entweder in der Hand der Taliban oder umkämpft.
Appell Kerrys
US-Außenminister John Kerry hatte die Taliban bei seinem Besuch in Kabul am Samstag zu Friedensgesprächen mit der afghanischen Regierung aufgefordert. "Wir rufen die Taliban auf, in einen Friedensprozess einzutreten, einen legitimen Prozess, der die Gewalt beendet", sagte Kerry bei einer Pressekonferenz mit dem afghanischen Staatschef Aschraf Ghani. "Natürlich besteht Hoffnung auf Frieden", fügte der US-Außenminister hinzu. Ghani sagte, Frieden sei "das vitale Bedürfnis für Afghanistans Nation und Regierung".
Derzeit allerdings liegen im Sommer begonnene Friedensverhandlungen auf Eis. Für eine Fortsetzung der Gespräche stellen die Taliban eine Reihe von Vorbedingungen, unter anderem den Abzug der insgesamt noch rund 13.000 ausländischen Soldaten im Land.
wl/mak (dpa, afp, rtr)