Taliban-Kämpfer zündet Bombe in Kabul
2. April 2014In Afghanistan bleibt die Lage vor der Präsidentenwahl am Samstag gespannt. In der Hauptstadt Kabul zündete ein Selbstmordattentäter in Militäruniform vor dem Innenministerium einen Sprengsatz. Mindestens sechs Polizisten wurden getötet. Die radikal-islamischen Taliban bekannten sich zu dem Blutbad.
Eine weitere Gewalttat wird aus der nordafghanischen Provinz Sar-i-Puls gemeldet. Dort hatten militante Taliban einen Kandidaten für die Provinzratswahlen sowie neun seiner Anhänger verschleppt. Fünf von ihnen seien tot aufgefunden worden, teilten die Behörden mit. Die Provinzratswahlen finden wie die Präsidentenwahl am 5. April statt.
Vorsorglich Restaurants und Hotels geschlossen
Die Regierung ließ unterdessen nach Informationen der "New York Times" elf Restaurants und Hotels schließen, die bei Ausländern beliebt sind. Die US-Zeitung beruft sich auf Regierungs- und Hotelmitarbeiter. Die Behörden reagieren damit auf die blutigen Anschläge von Taliban-Aktivisten auf das Luxus-Hotel "Serena" vor zwei Wochen und das ebenfalls gern von Ausländern besuchte Restaurant "La Taverna" Ende Januar. Bei den beiden Angriffen wurden insgesamt mindestens 30 Menschen getötet, mehr als die Hälfte der Opfer waren Ausländer.
Die westlichen Regierungen haben an die Präsidentenwahl am Samstag in Afghanistan große Erwartungen. Staatschef Hamid Karsai darf nach zwei Amtsperioden nicht mehr kandidieren. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier äußerte die Hoffnung auf einen politischen Neuanfang, wenn ein transparenter und freier Wahlprozess gelinge. Steinmeier sicherte dem Land am Hindukusch weitere Unterstützung zu: "Deutschland kehrt Afghanistan nicht den Rücken. Wir sind bereit, dem Land auch nach Ende der ISAF-Mission und dem Abzug unserer Kampftruppen Ende 2014 beizustehen", bekräftigte der SPD-Politiker.
"Frauen werden bedroht und verfolgt"
In Afghanistan selbst wird die Lage deutlich skeptischer gesehen. Auch ein neuer Präsident werde die Menschenrechtslage nicht verbessern und entschiedener gegen Korruption und lokale Kriegsfürsten vorgehen, mutmaßte die afghanische Frauenrechtlerin Malalai Joya. Die Geschäftsführerin der Frauenrechtsorganisation OPAWC forderte mehr Unterstützung für die weibliche Bevölkerung. Sie wies darauf hin, dass vor allem in ländlichen Regionen Frauen weiter bedroht, verfolgt, geschlagen oder öffentlich hingerichtet würden. Auch sie selbst müsse wegen Todesdrohungen der radikal-islamischen Taliban ständig den Wohnort wechseln und könne nicht bei ihrer Familie leben, sagte die Frauenrechtlerin.
Um das Präsidentenamt bewarben sich Anfangs zwölf Kandidaten, mittlerweile sind noch acht übrig. Als Favoriten gelten der langjährige Außenminister und Augenarzt Abdullah Abdullah, der Weltbank-Ökonom und Ex-Finanzminister Aschraf Ghani sowie der frühere Außenminister Salmai Rassul.
se/sti (epd, afp, dpa, ape, rtr)