Freispruch für Naki
8. November 2016Der Fußballprofi Deniz Naki ist in der Türkei vom Vorwurf der Terrorpropaganda freigesprochen worden. Das Gericht in der Kurdenmetropole Diyarbakir sei damit kurz nach Prozessbeginn einem überraschenden Antrag der Anklage gefolgt, sagte Nakis Anwalt Soran Haldi Mizrak der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag. Der Staatsanwalt habe unter Verweis auf die Meinungsfreiheit selbst um eine Einstellung gebeten, sagte Prozessbeobachter und Linken-Abgeordneter Jan van Aken am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur am Telefon. Das Gericht habe dem stattgegeben.
"Ich bin einfach glücklich. Damit habe ich nicht so schnell gerechnet. Ich hatte die Befürchtung, dass das Verfahren in die Länge gezogen wird und ich vielleicht sogar eingebuchtet werde", sagte Naki der Bild-Zeitung. "Ich wusste immer, dass ich im Recht bin. Ich bin froh, dass der Staat mir das bestätigt hat", ergänzte der ehemalige U21-Nationalspieler, der sich nun wieder auf den Fußball konzentrieren will.
Sieg für kurdische Opfer
Zuvor hatte die Staatsanwaltschaft dem früheren Spieler des FC St. Pauli und des SC Paderborn Propaganda für die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK vorgeworfen und fünf Jahre Haft gefordert. Hintergrund waren Nachrichten, die Naki über Twitter und Facebook abgesetzt hatte. Aktuell spielt Naki für den Verein Amed Sk aus Diyarbakir. Einen sensationellen Pokalsieg seines Drittligisten gegen den Erstligisten Bursaspor hatte er den Opfern der türkischen Militäroperation in den Kurdengebieten gewidmet. Der 27-Jährige wies die Vorwürfe zurück und erklärte, er habe Friedensbotschaften verbreiten wollen.
Wegen angeblicher Propaganda war der Profi kurdischer Abstammung vom türkischen Fußballverband bereits für zwölf Spiele gesperrt worden. Der Verband warf ihm "ideologische Propaganda" und "unsportliche Äußerungen" vor. Neben der deftigen Sperre wurde Naki auch zu einer Geldstrafe von 19.500 Türkischen Lira (rund 6000 Euro) verurteilt.
Van Aken wertete die Einstellung des Verfahrens als Zeichen dafür, dass "der internationale Druck mal funktioniert hat". "Deswegen wünsche ich mir, dass die Bundesregierung Taten folgen lässt, damit sich was ändert in der Türkei." Am Prozess nahm auch ein Beobachter der deutschen Botschaft in Ankara teil.
to/jhr (sid, dpa)