Südkoreaner wählen neues Parlament
15. April 2020Bereits ab 6 Uhr (Ortszeit) hatten die Wahllokale im ganzen Land geöffnet. Wer seine Stimme abgeben wollte, brauchte allerdings Geduld. Zunächst mussten Wahlhelfer vor dem Wahllokal die Temperatur der willigen Wähler messen. Wer Anzeichen von Fieber hatte oder keine Maske trug, wurde zur Stimmabgabe in separate Bereiche gelotst. Danach mussten die Hände desinfiziert und bereitgestellte Einmalhandschuhe angezogen werden. Erst dann durfte die Wahlkabine betreten werden.
Erste Prognosen auf der Basis von Nachwahlbefragungen zeigen die sozialliberale Regierungspartei auf Siegerkurs. Die Demokratische Partei Koreas (Minjoo) von Präsident Moon Jae In könnte danach ihre Stellung als stärkste Einzelpartei in der 300 Sitze umfassenden Nationalversammlung ausbauen.
Die Demokratische Partei ging als Favoritin ins Rennen. Nach den letzten Umfragen vor der zweiwöchigen offiziellen Wahlkampfphase lag sie in der Gunst der Wähler deutlich vor der konservativen Vereinigten Zukunftspartei. Insgesamt bewarben sich Kandidaten von 41 Parteien um die Mandate im Parlament.
Stimmungstest für Moon Jae In
Für den Staatschef selbst galt die Wahl als wichtiger Stimmungstest, auch wenn er erst 2022 um seine Wiederwahl bangen muss. Noch vor wenigen Wochen sah sich Moon aufgrund der schwachen Konjunkturentwicklung heftiger Kritik ausgesetzt, doch seit Beginn der Coronavirus-Pandemie hat sich das Blatt gewendet. Die Strategie der Regierung wird von einer Mehrheit der Südkoreaner befürwortet. Dank seines rigiden Virus-Testprogramms gilt das Land mittlerweile als Vorbild für die Eindämmung von Corona.
Südkorea war als eines der ersten Länder von der Pandemie betroffen. Zeitweise gab es in dem Land die meisten Infektionen nach China. Inzwischen ist das Coronavirus dank der zahlreichen Tests und des konsequenten Aufspürens und Isolierens von Kontaktpersonen deutlich eingedämmt. Seit knapp einer Woche wurden landesweit täglich nie mehr als 40 Neuinfektionen gemeldet. 222 Südkoreaner starben bislang an den Folgen der COVID-19-Erkrankung.
djo/se (afp, ap, dpa)