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WM 2010

9. April 2007

Der Fußball-Weltverband FIFA ist zufrieden mit den organisatorischen Fortschritten zur WM 2010 in Südafrika. Aber nicht alle teilen diese Einschätzung.

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Dunkle Wolken über Kapstadt und dem Tafelberg (Quelle: AP)
Dunkle Wolken über Kapstadt - und über der WM 2010?Bild: AP

In Johannesburg wurde Südafrikas Fußball-Chef Raymond Hack Opfer eines Raubüberfalls im eigenen Haus. Wenige Stunden später sagte der Generalsekretär des Fußball-Weltverbandes FIFA, Urs Linsi, in der südafrikanischen Metropole: "Wir sind sehr zufrieden mit den organisatorischen Fortschritten der letzten zwei Monate. Wirklich eindrucksvoll." Fast zur gleichen Zeit reichte in Kapstadt eine Umweltorganisation vor dem höchsten Gericht der Stadt eine Klage ein. Per Einstweiliger Verfügung sollen die Bauarbeiten am 290 Millionen Euro teuren Stadion unterbrochen und das zentrale Projekt der WM 2010 ganz verhindert werden. Das höchste Gericht Südafrikas soll noch in dieser Woche über diesen Fall entscheiden.

"Causa Kapstadt"

Es sind solche Nachrichten, die die Vorbereitungen auf den nächsten Gipfel des Weltfußballs begleiten und die vor allem im Ausland immer wieder Zweifel wecken, ob Südafrika den Anforderungen einer WM gerecht werden kann und wie. In den vorliegenden Fällen hat Hack bei der nächsten Polizeistation selbst Entwarnung geben können. Übrig geblieben sind vom Überfall lediglich mindere körperliche Blessuren. Entwarnung erwartet Linsi nun auch von der Gerichtsentscheidung über die Causa Kapstadt.

Gibt das Gericht grünes Licht für die 68.000 Zuschauer fassende Arena, ist eine wesentliche Hürde für die WM aus dem Weg geräumt. Verhängt es einen Stopp der Bauarbeiten, die erst vor drei Wochen mit der Grundsteinlegung auf einem bisherigen städtischen Golfplatz begannen, ist ein wesentlicher Teil der Planungen in großer Gefahr. Kapstadt ist mehr als nur eine Stadt unter acht weiteren, in denen 2010 der nächste Weltmeister ausgespielt werden soll. Die Touristen-Attraktion am Kap der guten Hoffnung erwartet in drei Jahren etwa 200.000 WM-Besucher. Neun Spiele einschließlich eines Halbfinales sollen dort ausgerichtet werden. Viele Nationalteams würden in Kapstadt, wie der englische Verband es bereits signalisiert hat, gern ihr Quartier aufschlagen.

Stadioneubau: "Monströses Furunkel"

Baustelle Stadion in Kapstadt (Quelle: dpa)
Soll neu entstehen: Das Green Point-Stadion in KapstadtBild: picture-alliance /dpa

Und nun also die Klage der Umweltschützer, die auch die Besorgnis vieler Bürger aufnimmt. "Das Projekt wurde durch die Instanzen gepeitscht", behauptet die Umweltorganisation EPA. Dadurch sei grundsätzlich gegen Recht und Gesetz verstoßen worden. EPA spricht zudem vom einem "Missbrauch von Steuergeldern", es gäbe keinen schlüssigen Plan für die Nachnutzung der Arena. Die 290 Millionen Euro könnten in der unter großen Armuts- und Sicherheitsproblemen leidenden Stadt sehr viel sinnvoller angelegt werden. Zudem wirke der geplante Stadionbau in einem Filetstück der Stadt wie "ein monströses Furunkel, der das berühmt schöne Gesicht Kapstadts verunzieren würde", beklagt EPA.

Selbst wenn es durch Gerichtsentscheid nur zu einer Unterbrechung des Stadionbaus kommen sollte, könnten FIFA und das südafrikanische Organisationskomitee (LOC) vor einem großen Problem stehen. Durch die bisherigen Verzögerungen ist schon jetzt sehr fraglich, ob das Stadion bis zum 31. Oktober 2009 fertig gestellt werden kann. Dieses Zeitlimit hat der Weltverband vorgegeben. Der deutsche WM-Experte Horst R. Schmidt, von der FIFA als LOC-Berater eingesetzt, hat schon einmal vorgebaut: "Sollte ein Stadion wider Erwarten nicht rechtzeitig fertig werden, könnte die WM auch problemlos in acht oder neun Stadien ausgerichtet werden.»

Attraktive Bilder sollen schon sein

Auf jeden Fall ist Kapstadt ein Beispiel für die Mühsal, in drei Jahren zum ersten Mal eine Fußball-WM auf dem afrikanischen Kontinent zu veranstalten. Beworben hatte sich der südafrikanische Verband SAFA zunächst mit einer Arena inmitten eines Schwarzenviertels im Zentrum von Kapstadt. Doch die FIFA "wollte keine TV-Bilder von einem Stadion, das von Hütten und Armut umgeben ist", wie es in der Stadtverwaltung heißt. Auch der Umbau einer Rugby-Arena in einem von Weißen besiedelten Wohngebiet stieß auf zu starke Opposition.

Nach fast einjährigem politischen Kampf einigten sich die von der deutschstämmigen Helen Zille regierte Stadt und die von der Schwarzen-Partei ANC geführte Kap-Provinzregierung erst Anfang 2007 auf den Standort Green Point. Und die FIFA applaudierte. Green Point liegt unterhalb des berühmten Tafelbergs und in der Nähe der bekannten Waterfront. Dort würde die FIFA jene attraktiven Bilder bekommen, die er zum globalen Transport seines Spiels gern hätte. (wga)