Syrien: USA für Fehlalarm verantwortlich
17. April 2018Ein angeblicher Fehlalarm in der Nacht zum Dienstag hat nach Aussagen eines Kommandanten einer regierungstreuen Militärallianz einen Einsatz der syrischen Raketenabwehr ausgelöst. Anders als von staatlichen Medien berichtet, habe es keinen Angriff auf Syrien gegeben, sagte der Kommandant der Nachrichtenagentur Reuters. Bestätigt wurden die Aussagen durch die syrischen Staatsmedien selbst, die ihre Berichte über Raketenangriffe auf Militäreinrichtungen in der Provinz Homs korrigierten.
Berichte über nächtlichen Angriff
"Es gab keine Attacke von außen auf Syrien", meldete die Nachrichtenagentur Sana am Dienstag. Es habe sich um einen "falschen Alarm" gehandelt, hieß es unter Berufung auf Militärkreise. In der Nacht zu Dienstag hatten syrische Staatsmedien berichtet, feindliche Flugobjekte seien in den syrischen Luftraum eingedrungen und abgewehrt worden. Israelische Kampfflugzeuge hätten verschiedene Ziele in Vororten von Damaskus und bei Homs angegriffen.
Auch russische und israelische Medien hatten unter Berufung auf die syrischen Staatsmedien über die vermeintlichen Angriffe israelischer Kampfjets berichtet. Nach diesen Berichten soll unter anderem der Flughafen Schairat in der Provinz Homs angegriffen worden sein. Das staatliche syrische Fernsehen zeigte Bilder von einem Geschoss, das in der Luft über der Militärbasis von Schairat angeblich abgefangen worden sein sollte.
Elektronischer Angriff auf das syrische Radar-System?
Während die Raketenangriffe selbst dementiert wurden, bestätigte der Kommandant der regierungstreuen Militärallianz den Einsatz von Flugabwehrraketen. Eine Fehlfunktion habe dazu geführt, dass diese abgefeuert worden seien. Der falsche Alarm sei durch einen "gemeinsamen elektronischen Angriff" der USA und Israels auf das syrische Radarsystem provoziert worden. Russische Experten untersuchten den Vorfall.
Eine unabhängige Bestätigung der Angaben gab es nicht. Ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums sagte, das amerikanische Militär sei derzeit in dem Gebiet nicht aktiv. Ein israelischer Militärsprecher lehnte eine Stellungnahme zu den Berichten ab.
Die USA hatten am Wochenende gemeinsam mit Frankreich und Großbritannien als Vergeltung für einen mutmaßlichen Chemiewaffen-Angriff auf die ehemalige Rebellenhochburg Duma bei Damaskus Ziele in Syrien beschossen. Israel hat im Laufe des
Syrien-Konflikts mehrfach Konvois und Armeestellungen angegriffen, die angeblich vom Syrien-Verbündeten Iran unterstützte Milizen nutzen. Auch der Angriff auf den Stützpunkt T-4 bei Homs Anfang April geht nach iranischer Darstellung auf das Konto Israels.
ww/stu (dpa, afp, rtr)