Suche nach Vermissten geht weiter
15. Januar 2012Die italienische Küstenwache befürchtet den vollständigen Untergang des Kreuzfahrtschiffes, das bei der Insel Giglio vor der Küste der Toskana auf Grund gelaufen ist. Das auf der Seite liegende Schiff befinde sich derzeit an einer 30 Meter tiefen Stelle, könne aber in tieferes Gewässer abrutschen und vollständig sinken, sagte ein Sprecher. Bei der Havarie waren mindestens drei Menschen ums Leben gekommen.
Zwei Tote im Wrack entdeckt
Taucher entdeckten in dem havarierten Schiff zwei Leichen, wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa meldete. Die instabile Lage des Wracks erschwert die Suche nach möglichen weiteren Opfern im Inneren des Schiffes. Rund 36 Stunden nach der Havarie, konnten die Einsatzkräfte am Morgen dennoch ein Besatzungsmitglied aus einer Kabine befreien. In der Nacht war es Feuerwehrmännern gelungen, ein Ehepaar aus Südkorea aus einem der unteren Decks des Schiffs zu retten. Die beiden 29-jährigen Flitterwöchner seien wohlauf, hieß es.
Nach Angaben der Stadtverwaltung von Grossetto auf dem italienischen Festland werden noch rund 15 der mehr als 4200 Menschen an Bord des Schiffes vermisst. Möglicherweise seien aus Italien stammende Passagiere sofort nach ihrer Rettung nach Hause gefahren, ohne sich zuvor bei den Behörden gemeldet zu haben, hieß es. Die Zahl derer, deren Schicksal ungewiss ist, würde sich somit verringern.
Die "Costa Concordia" hatte zwischen der Insel Giglio und der südlichen Toskana einen Felsen gerammt. Der Rumpf des Schiffes riss auf, so dass Wasser eintreten konnte. An Bord des Schiffes befanden sich nach offiziellen Angaben 4.232 Menschen aus 62 Ländern. An ihrer Rettung beteiligten sich Hubschrauber, mehrere Schiffe und Bewohner von Giglio. Bei der Evakuierung der "Costa Concordia" spielten sich nach Angaben von Passagieren teilweise chaotische Szenen ab.
Kapitän in Haft
Der Kapitän des Schiffs, Francesco Schettino, wurde nach einem mehrstündigen Verhör verhaftet und muss sich möglicherweise wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht verantworten. Ihm wird zudem vorgeworfen, das Schiff verlassen zu haben, bevor alle Passagiere gerettet wurden. Experten rätseln darüber, warum der erfahrene Seemann in der gut kartografierten Region das Schiff so nahe an Giglio heran manövriert hatte.
Alle 566 deutschen Passagiere auf der "Costa Concordia" wurden nach Angaben der Kreuzfahrtgesellschaft von dem Schiff gerettet. Sie seien bereits nach Deutschland zurückgekehrt oder auf dem Weg dorthin. Das Auswärtige Amt in Berlin teilte mit, zehn verletzte Deutsche seien vorübergehend in italienischen Krankenhäusern behandelt worden.
wl/re (afp,dpa,rtr,dapd)