1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

301 Tote bei Bergwerksunglück

17. Mai 2014

Vier Tage nach dem schweren Bergwerksunglück in der Türkei hat die Regierung die Sucharbeiten für abgeschlossen erklärt. Die traurige Bilanz: 301 Kumpel kamen bei der Katastrophe ums Leben.

https://p.dw.com/p/1C1nb
Gebet für die Opfer des Begwerksungücks auf dem Friedhof von Soma (Foto: Getty images)
Bild: Getty Images

Noch zwei Bergarbeiter seien tot aus der Zeche geborgen worden. Jetzt werde niemand mehr vermisst, sagte Energieminister Taner Yildiz am Unglücksort in Soma. Damit seien die Bergungsarbeiten abgeschlossen. Mit 301 ums Leben gekommenen Arbeitern ist die Katastrophe von Soma das schlimmste Bergwerksunglück in der Geschichte der Türkei. 485 Kumpel seien gerettet worden, teilte Yildiz mit. Ursache des Unglücks war nach bisherigen Erkenntnissen ein elektrischer Defekt, der unter Tage zu einer Explosion und einem Brand geführt hatte.

Wut über Erdogan

Das Grubenunglück hat wütende Proteste gegen die konservativ-islamische Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan ausgelöst. Ihr wird vorgeworfen, den wirtschaftlichen Aufschwung in der Türkei ohne Rücksicht auf die Arbeitssicherheit vorangetrieben zu haben. Nach den Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei am Freitag in Soma dauerten die Spannungen dort an.

Augenzeugen berichteten, zwischen 50 und 100 Menschen hätten sich geweigert, Aufforderungen der Polizei Folge zu leisten und ihre Versammlung aufzulösen. Nach einem Wortgefecht hätten Polizisten einige Menschen geschlagen und mehrere festgenommen. Auch in Ankara, Istanbul und Izmir war es in den vergangenen Tagen zu Zusammenstößen gekommen. Die Demonstranten forderten den Rücktritt der Regierung.

Für zusätzliche Brisanz sorgten taktlose Außerungen Erdogans und mutmaßliche tätliche Angriffe auf Demonstranten beim Besuch des Premiers in Soma. Erdogan hatte unter anderem die schlechte Sicherheitsbilanz der Kohlebergwerke in der Türkei heruntergespielt und gesagt: "Solche Unfälle passieren ständig." Für Empörung hatte auch Erdogan-Berater Yusuf Yerkel gesorgt, der bei dem Besuch in Soma auf einen am Boden liegenden Demonstranten eintrat. Yerkel entschuldigte sich inzwischen.

Kritik an Köln-Auftritt

In Deutschland wächst unterdessen die Kritik an einem für kommenden Samstag geplanten Auftritt Erdogans vor Landsleuten in Köln. Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD), sagte der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung", sie finde es "misslich", dass Erdogan so kurz vor der Europawahl in Deutschland eine große Veranstaltung abhalten werde. Die Bilder aus der Türkei zum Vorgehen gegen Demonstranten seien "absolut erschütternd und nicht hinnehmbar". "Solche Bilder entfernen die Türkei weit von demokratischen Verhältnissen", kritisierte die SPD-Politikerin. Die stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende Julia Klöckner legte den in Deutschland lebenden Türken nahe, dem geplanten Auftritt Erdogans fernzubleiben.

Nach Angaben seiner islamisch-konservativen AKP-Partei will Erdogan in Köln das zehnjährige Bestehen der Union Europäisch-Türkischer Demokraten (UETD) würdigen. Kritiker gehen jedoch davon aus, dass Erdogan türkischer Staatspräsident werden und in Köln um Stimmen werben will. An der Präsidentenwahl am 10. August dürfen erstmals auch die im Ausland lebenden Türken teilnehmen.

wl/chr (dpa,afp,rtr)