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Studie: Deutschland verliert 260 Milliarden Euro

9. August 2022

Der Ukraine-Krieg und die hohen Energiepreise kosten Deutschland hunderte von Milliarden an Wertschöpfung, so eine Studie. Auch die Beschäftigung leidet.

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Bundesagentur für Arbeit - Zentrale
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg gehört zur Bundesagentur für Arbeit (BA).Bild: Daniel Karmann/dpa/picture alliance

Die deutsche Wirtschaft verliert durch den Krieg in der Ukraine und die sprunghaft gestiegenen Energiepreise bis 2030 über 260 Milliarden Euro an Wertschöpfung.

Zu diesem Schluss kommt eine Studie, die drei Forschungsinstitute gemeinsam erarbeitet haben: das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsbildung (IAB), das Bundesinstitut für Berufsbildung und die Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung.

Weniger Jobs

Nach der am Dienstag veröffentlichten Studie schadet der Konflikt außerdem der Beschäftigung: Im kommenden Jahr könnten deswegen rund 240.000 Menschen weniger erwerbstätig sein als ohne Krieg, im Durchschnitt der Jahre 2022 bis 2028 wären es 150.000 Menschen.

Gesamtwirtschaftlich wird das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr 2023 der Untersuchung zufolge um rund 1,7 Prozent niedriger liegen, als hätte es den russischen Angriff auf die Ukraine nicht gegeben.

"Das Wirtschaftswachstum wird insbesondere durch die gestiegenen Preise für fossile Rohstoffe abgeschwächt. Sie belasten sowohl die Exportwirtschaft als auch die Konsummöglichkeiten der privaten Haushalte."

Keine Angst vor Rezession?

Für ihre Prognose gingen die Forscher davon aus, dass die Sanktionen gegen Russland bis 2030 bestehen bleiben, selbst wenn der Krieg bis dahin beendet sei. "Wegen der Kriegswirkungen fällt der Nach-Corona-Aufschwung aus", erklärte Enzo Weber vom IAB.

Gastgewerbe leidet besonders

Einer der großen Verlierer der jetzigen Situation wird laut der Studie erneut das Gastgewerbe sein, das bereits in der Coronavirus-Pandemie arg gebeutelt wurde und nun den Kaufkraftverlust der Bürger zu spüren bekommen dürfte. "Denn die geringeren Konsumausgaben der privaten Haushalte führen hier zu einem deutlich niedrigeren Bedarf an Erwerbstätigen", heißt es in der Untersuchung.

Weitere Verlierer sind energieintensive Branchen wie die Chemieindustrie und die Metallerzeugung, aber auch das Sozialwesen.

Für 2030 sieht die Studie immerhin einen positiven Effekt von 60.000 Erwerbstätigen. Allerdings gilt dies nur für die Annahme, dass die Energiepreise nicht noch höher steigen. Sollte dies passieren, werde Deutschland in die Rezession rutschen, warnte Weber.

In einem Szenario mit doppelt so stark steigenden Energiepreisen sehen die Forscher die stärksten Auswirkungen auf dem Arbeitsmarkt im Jahr 2024 mit 660.000 Erwerbstätigen weniger als ohne Krieg.

bea/hb (dpa, reuters)