Streit um Industriezone Kaesong
26. April 2013Alle noch in Kaesong befindlichen Südkoreaner sollten aus der Zone ausreisen, sagte Vereinigungsminister Ryoo Kihl Jae in Seoul. In dem Industriekomplex (Artikelbild) auf nordkoreanischem Gebiet nahe der Grenze zwischen beiden Staaten waren bisher über 120 südkoreanische Firmen und mehr als 50.000 Arbeiter aus Nordkorea tätig. Angesichts der Spannungen zwischen den beiden Ländern hatte Nordkorea den Zugang zu dem Industriepark Anfang des Monats gesperrt. Am 9. April zog Pjöngjang zudem sämtliche Arbeitskräfte aus der Sonderwirtschaftszone ab. Dort befinden sich noch 176 der sonst 850 südkoreanischen Mitarbeiter vor Ort.
Ein Angebot Südkoreas, über die Zukunft Kaesongs zu verhandeln, war von Nordkorea zurückgewiesen worden. Der Verteidigungsrat in Pjöngjang erklärte im gewohnt martialischen Ton: "Wenn die südkoreanische Marionetten-Macht die Situation weiter verschlimmert, wäre es an uns, irgendwelche finalen, entschlossenen und harten Maßnahmen zu ergreifen." Jede "Ultimatum-ähnliche" Ankündigung würde nur "die finale Zerstörung" Südkoreas beschleunige. Das Vereinigungsministerium in Seoul hatte am Donnerstag (25.04.2013) erklärt, wenn der Norden nicht zu Gespächen über Kaesong bereit sei, werde man "bedeutende Maßnahmen" ergreifen. Nähere Einzelheiten nannte ein Ministeriumssprecher nicht.
Die Zukunft Kaesongs steht jetzt mehr denn je auf der Kippe. Die Sonderwirtschaftszone ist eine wichtige Einnahmequelle für das verarmte kommunistische Nordkorea. Kaesong wird seit 2004 betrieben und ist eine Folge des "Sonnenscheinpolitik" genannten Kurses der Annäherung an den Norden, den der damalige südkoreanische Präsident Kim Dae Jung Ende der 1990er Jahre verfolgte.
Wegen neuer UN-Sanktionen nach einem Atomwaffentest im Februar und verärgert über südkoreanisch-amerikanische Militärmanöver hatte Nordkorea in den vergangenen Wochen mit einem Atomangriff auf die USA und mit Militärschlägen gegen den Süden gedroht. Die Kommunisten in Pjöngjang haben ihre kriegerische Rhetorik zwar jüngst etwas zurückgeschraubt, die Lage bleibt aber explosiv, wie die neue Eskalation zeigt.
wl/gmf (afp,dpa)