Streit über Schuldenabbau beim Gipfeltreffen
25. Juni 2010Zum Auftakt des G-8-Gipfels in Kanada haben Europa und die USA ihren Streit um die bessere Strategie für die Weltwirtschaft fortgesetzt. Während die Bundesregierung und ihre EU-Partner am Freitag (25.06.2010) auf eine Reduzierung der Haushaltsdefizite pochten, beharrten die USA auf ihrer Strategie der Wachstumsförderung.
Wachstum auf realer Grundlage
Merkel bekräftigte kurz vor Beginn der G-8-Beratungen: "Es ist nun an der Zeit, die Defizite zu reduzieren." Sie verwies darauf, dass Europa und Deutschland umfassende Konjunkturprogramme aufgelegt hätten, jetzt müsse aber Wachstum "auf realer Grundlage" geschaffen werden.
Die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industrienationen und Russlands (G-8) trafen sich anschließend in einer schwer bewachten Hotelanlage nahe der kanadischen Kleinstadt Huntsville zu ihrer ersten Arbeitssitzung. An den eineinhalbtägigen G-8-Gipfel schließt sich am Samstag und Sonntag der Gipfel der 20 Industrie- und Schwellenländer (G-20) in Toronto an.
US-Präsident Barack Obama rief die Gipfelteilnehmer dazu auf, das Wirtschaftswachstum zu fördern. Die Anstrengungen der G-20 müssten koordiniert werden, um das Wirtschaftswachstum zu fördern, Finanzmarktreformen fortzuführen und die Weltwirtschaft zu stärken, sagte Obama vor seinem Abflug nach Huntsville. Die USA fürchten, die europäische Sparpolitik könnte den labilen weltwirtschaftlichen Aufschwung abwürgen.
Der US-Präsident begrüßte zudem die Einigung im US-Kongress auf eine umfassende Finanzmarktreform. Die Einigung der Abgeordneten von Repräsentantenhaus und Senat ist für Obama ein wichtiger Erfolg.
Der Kampf um die Bankenabgabe
Großbritanniens Premier David Cameron, der in Kanada sein Gipfeldebüt gibt, forderte die Länder zu konkretem Handeln auf. Es komme zu oft vor, dass solche Treffen nicht die Ergebnisse liefern, die vorherigen Versprechen gerecht würden, schrieb Cameron in einem Zeitungsbeitrag. Wichtig seien vor allem Pläne zur Kontrolle der nationalen Finanzsysteme. Die Briten wollen zusammen mit Deutschland und Frankreich auf den beiden Gipfeln für eine Bankenabgabe werben, Berlin und Paris setzen sich zudem für eine Finanzmarkttransaktionssteuer ein. Zu den Gegnern gehören auch große Schwellenländer wie Brasilien.
Autorin: Naima El Moussaoui (afp, rtr)
Redaktion: ml