Straußenfarmer in Südafrika träumen immer noch von goldenen Zeiten
Rund um die südafrikanische Stadt Oudtshoorn dreht sich traditionell alles um Strauße. Die Nutztiere liefern Fleisch, Eier, Federn und Leder - und werden manchmal auf Rennen geritten. Doch es gibt Kritik an der Haltung.
Ein Wald aus Straußenhälsen
Auf einer Farm nahe der Gemeinde Oudtshoorn in der südafrikanischen Provinz Westkap recken Hunderte Strauße ihre schlanken Hälse und schütteln ihre schwarzen Federn. In Südafrika werden die Tiere bereits seit dem 19. Jahrhundert auf Farmen gehalten, gezüchtet und verwertet.
Ein Hauch von Luxus
Die Federn werden zu Staubwedeln, Boa-Schals und mehr verarbeitet. Rund 70 Prozent der Straußenprodukte weltweit stammen aus Südafrika. Die meisten kommen aus Oudtshoorn in der kleinen Karoo, einem Tal zwischen zwei Gebirgszügen an der Südküste Südafrikas mit einem halbtrockenen Klima, das sich ideal für die Zucht eignet.
Der größte Vogel der Welt
Die stattlichen Laufvögel brauchen viel Platz, sind in großen Gehegen untergebracht und können eine Geschwindigkeit von bis zu 70 km/h erreichen. Ein ausgewachsener Strauß bringt an die 130 Kilo auf die Waage. Die großen Straußeneier haben eine sehr stabile Schale.
Für die Reichen und Schönen
Seit den Anfängen der Stadt war Mode der Hauptmarkt für die örtlichen Bauern, und die üppigen Federn schmückten luxuriöse Hüte und exzentrische Kleider. "Wenn Sie eine gute Präsentation unserer Produkte sehen möchten, dann zum Beispiel bei der Met Gala in New York", sagt Peter Liebenberg, der die Federabteilung von Cape Karoo International leitet.
Schmerzhafte Prozedur
Die Tierschutzorganisation Peta sieht die Haltung und Verwertung der Wüstenvögel kritisch. Für die Modeindustrie werden in Südafrika Strauße mit ihren großen Federn lebend gerupft. Dabei wird den Tieren zunächst ein Sack über den Kopf gezogen. Anschließend werden ihnen die Federn aus der Haut gerissen, denn Strauße kommen nicht in die Mauser, verlieren demnach keine Federn.
Ungewöhnliches Rennen
Es mag bizarr anmuten, einen Strauß zu reiten, aber auch das ist in manchen Ländern eine beliebte Tradition. Jedes Jahr finden in den USA und auch in Südafrika Straußenrennen statt. Auf den meisten Farmen wird es aber nur noch für Touristen angeboten und oft auch nur für Kinder. In Südafrika liegt das Höchstgewicht für Reiter bei 75 Kilo.
Vollständige Verwertung
Ein Farmer begutachtet die Straußeneier. Lokale Produzenten loben die Vielseitigkeit des Straußes. Genau wie beim Schwein würden alle Teile verwertet und nichts werde verschwendet. Ein kurzer Spaziergang durch die Stadt verrät, was das bedeutet: Restaurants servieren Straußensteak, in den Schaufenstern sind Straußenledertaschen und Lampen aus den riesigen Straußeneiern zu sehen.
Natur statt Plastik
Als die Nachfrage nach extravaganter Kleidung zurückging, weil die Menschen weltweit durch die Corona-Pandemie in ihre Häuser gezwungen wurde, waren es Staubwedel aus Straußenfedern, die die Branche über Wasser hielten. "Die Menschen waren im Lockdown, mussten zu Hause bleiben - und alle wollten putzen", sagt Liebenberg.