Straftaten deutlich rückläufig
22. April 2018Die Zahl der in Deutschland registrierten Straftaten sei im vergangenen Jahr deutlich um 9,6 Prozent gesunken, berichtete die "Welt am Sonntag" (WamS) unter Berufung auf die offiziell noch unveröffentlichte Polizeiliche Kriminalstatistik. Das sei der stärkste Rückgang seit 1993. Mit insgesamt 5,76 Millionen Straftaten sei so der tiefste Stand seit der Wiedervereinigung erreicht.
Als Grund nennt die Zeitung unter anderem, dass angesichts der geringeren Zuwanderung weniger ausländerspezifische Vergehen wie illegale Einreise und unerlaubter Grenzübertritt registriert wurden. Dies mache fast die Hälfte des Rückgangs aus. Zudem habe die Polizei Erfolge bei Massendelikten wie Diebstahl verzeichnet, die ein Drittel aller Fälle ausmachen. Die Zahl der gemeldeten Wohnungseinbrüche ging um fast ein Viertel zurück.
Gewaltkriminalität kaum rückläufig
Zwar wurde auch bei der Gewaltkriminalität ein Rückgang von 2,4 Prozent verzeichnet. Mit 785 Morden wurden allerdings 3,2 Prozent mehr Tötungsdelikte registriert. Die Gewalt gegen Sicherheitskräfte nahm um 5,4 Prozent zu. Deutlich häufiger spielten den Angaben zufolge Drogendelikte eine Rolle, wo ein Plus von gut neun Prozent verzeichnet wurde.
Gemessen an der Einwohnerzahl und allen Straftaten war Frankfurt die gefährlichste Stadt, gefolgt von Hannover und Berlin. Am sichersten lebt man demnach in München.
"Die Tendenz ist erfreulich", sagte eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums. Sie verwies aber darauf, dass es sich um einen Entwurf der Polizeistatistik handele, der noch mit den Bundesländern abgestimmt werden müsse. Die endgültige Statistik für 2017 will Bundesinnenminister Horst Seehofer mit dem Vorsitzenden der Innenministerkonferenz, Holger Stahlknecht, am 8. Mai in Berlin vorstellen.
Polizei warnt vor voreiligen Schlussfolgerungen
Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Oliver Malchow, warnte in der "Welt am Sonntag" vor "voreiligen Schlussfolgerungen hinsichtlich der Sicherheitslage". Ein Gutteil der Entwicklung hänge damit zusammen, dass weniger Asylsuchende nach Deutschland gekommen seien. Dennoch sei die Statistik "ein Beleg dafür, dass sich trotz des bekannten Personalmangels ein hoher Ermittlungsdruck der Polizei im bestimmten Kriminalitätsbereichen auszahlt". Der Diebstahl von Autos beispielsweise ging um fast neun Prozent zurück, bei den gemeldeten Fahrraddiebstählen waren es fast zehn Prozent. Taschendiebstähle wurden um fast ein Viertel seltener gemeldet, so der GdP-Chef in der "WamS".
qu/hf (dpa, rtr, afp)