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Stoiber zu stark, Merkel zu schwach

Wolter von Tiesenhausen12. Januar 2002

Edmund Stoiber hat das Kandidatenrennen gewonnen. CDU-Chefin Angela Merkel ist es nicht gelungen, die eigene Partei hinter sich zu einen. Ein Kommentar von Wolter von Tiesenhausen.

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Das spannende Rennen um die Würde und zugleich Bürde eines Kanzlerkandidaten der Union hat der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber gewonnen. Als sein Vorsprung in der innerparteilichen Gunst uneinholbar wurde, verzichtete seine Konkurrentin Angela Merkel und nahm sich selbst aus dem Rennen. Ihr Argument, nur Edmund Stoiber könne jene Geschlossenheit des eigenen Lagers herstellen, die für einen Wahlsieg unerlässlich sei, zeigt, woran es in der CDU haperte. Angela Merkel ist es nicht gelungen, die eigene Partei hinter sich zu einen.

Sie wurde zur Parteivorsitzenden gewählt, weil sie versprach, die Union aus dem tiefen Tal der Parteispendenaffäre heraus zu führen. Ihr Vorteil damals: sie war in die dunklen Machenschaften des früheren Parteichefs und Bundeskanzlers Helmut Kohl nicht verstrickt. Dieser Vorteil der Unabhängigkeit wurde ihr jetzt zum Nachteil. Der Mangel an Seilschaften, an Netzwerken und politischen Querverbindungen erschwerte die Mehrheitsbildung. Zudem verfügt Angela Merkel als Parteivorsitzende nur über eingeschränkte Macht. Anders als Ministerpräsidenten oder selbst Fraktionsvorsitzende kann sie keine Ämter verteilen und so auch keine Loyalität erkaufen.

Edmund Stoiber wird sich auf die Unterstützung der CDU verlassen können. Das allerdings allein wird nicht ausreichen, den sozialdemokratischen Bundeskanzler Gerhard Schröder aus dem Amt zu drängen. Um vorne zu liegen, braucht die Union Wechselwähler aus der heiß umkämpften politischen Mitte. Ob der Bayer dort so gut ankommt wie Angela Merkel, ist eher zweifelhaft. Auf der anderen Seite ist er eine Garantie dafür, dass sich rechts von den Christdemokraten keine demokratische Alternative mehr bilden kann. Zudem hat Stoiber anders als Angela Merkel den Vorteil, auf seine beachtlichen Erfolge in Bayern verweisen zu können.

Stoibers Nominierung wird bei den sozialdemokratischen Wahlkämpfern mit einer gewissen Befriedigung zur Kenntnis genommen worden sein. Die Auseinandersetzung mit ihm kann nach den bekannten Mustern ablaufen. Man wird an alte Skandale erinnern und alles tun, um diesen Gegner in eine rechte Ecke zu drängen. Das wäre bei einer Kandidatin wie Angela Merkel nicht so einfach gewesen. Eine ostdeutsche Frau als Widerpart hätte Gerhard Schröder und seiner Wahlkampfmannschaft doch einiges Kopfzerbrechen bereitet. Und noch jemand ist zufrieden: die jungen CDU-Granden, die jetzt noch nicht zum Zuge kamen. Denn beim Wahlgang in vier Jahren sind dann alle CSU-Ansprüche verbraucht.