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Zentrum gegen Vertreibungen

Peter Stützle18. August 2007

Ein Projekt der Vertriebenen-Verbände ist vor allem zwischen Deutschland und Polen, aber auch innerhalb Deutschlands heftig umstritten: In Berlin ein "Zentrum gegen Vertreibungen" einzurichten.

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Demonstranten protestieren gegen die Ausstellung der Stiftung "Zentrum gegen Verteibungen" im August 2006 in Berlin, Quelle: AP
Demonstranten protestieren gegen die Ausstellung der Stiftung "Zentrum gegen Verteibungen" im August 2006 in BerlinBild: AP

Als Dauerausstellung, Dokumentationszentrum und Veranstaltungsort soll das Zentrum die Vertreibung von Deutschen und anderen Volksgruppen in Erinnerung halten. Die polnische Regierung sieht in dem Projekt den Versuch, aus Tätern Opfer zu machen.

Die so genannte "Erlebnis-Generation" stirbt langsam aus, und das hat in den Vertriebenen-Verbänden das Bedürfnis geweckt, eine dauerhafte Erinnerungsstätte zu schaffen. Im Jahr 2000 gründeten sie eine Stiftung "Zentrum gegen Vertreibungen" mit dem ausdrücklichen Ziel, "Völkervertreibungen weltweit entgegenzuwirken, sie zu ächten und zu verhindern und dadurch der Völkerverständigung, der Versöhnung und der friedlichen Nachbarschaft der Völker zu dienen".

Streitpunkt Standortfrage

Die damalige Bundesregierung unter Gerhard Schröder lehnte, Bedenken östlicher Nachbarländer aufgreifend, den von der Stiftung angestrebten Standort Berlin für ein solches Zentrum ab - und das, obwohl der ehemalige SPD-Spitzenpolitiker Peter Glotz einer der beiden Stiftungs-Vorsitzenden war.

Die rot-grüne Koalition favorisierte eine Gedenkstätte in einem der Herkunftsländer der Vertriebenen. Dazu betrieb sie gemeinsam mit einigen Nachbarländern die Gründung eines "Europäischen Netzwerks Erinnerung und Solidarität". Die damals oppositionelle CDU/CSU dagegen unterstützte das "Zentrum gegen Vertreibungen" in Berlin.

Kompromissvorschlag

Für die neue Regierung Merkel einigten sich Union und SPD dann in der Koalitionsvereinbarung auf die Formulierung: "Wir wollen im Geiste der Versöhnung auch in Berlin ein sichtbares Zeichen setzen, um - in Verbindung mit dem Europäischen Netzwerk Erinnerung und Solidarität über die bisher beteiligten Länder Polen, Ungarn und Slowakei hinaus - an das Unrecht von Vertreibungen zu erinnern und Vertreibung für immer zu ächten."

Damit unterstützt die derzeitige Koalition beide Projekte. Die polnische Regierung allerdings lehnt das Berliner Zentrum weiterhin ab. Damit werde der deutsche Angriff im Zweiten Weltkrieg als Ursache der späteren Vertreibungen in den Hintergrund gerückt, argumentiert sie. Allerdings hat die Stiftung "Zentrum gegen Vertreibungen" in einer Ausstellung, die derzeit durch Deutschland wandert, diesen Zusammenhang nicht ausgeblendet. Und im Berliner Zentrum soll einst an alle europäischen Vertreibungen erinnert werden, auch an die von Millionen Polen aus den Teilen des Staatsgebiets, die nach 1945 der Sowjetunion zugeschlagen wurden.