Jesu Gegenwart in Brot und Wein feiern
5. Juni 2013Das letzte Abendmahl Jesu ist Vorbild für die Eucharistie. Sie ist das zentrale Sakrament der katholischen Kirche. Obwohl die Eucharistiefeier die Christen verbinden soll, trennt sie Gläubigen doch oft.
"Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird", sagte Jesus laut Neuem Testament, als er seinen Jüngern zum letzten Mal das Brot austeilte. Anschließend soll er den Wein genommen und gesagt haben: "Das ist mein Blut." Bei jeder katholischen Eucharistiefeier – in der evangelischen Kirche Abendmahl genannt – werden diese Worte nachgesprochen. Das Neue Testament berichtet mit Varianten mehrfach von dem Abendessen. Im Katholizismus ist die Eucharistie das zentrale Sakrament. Sie steht auch beim 'Eucharistischen Kongress' im Mittelpunkt, zu dem ab Mittwoch (05.06.2013) etwa 30.000 Teilnehmer in Köln erwartet werden. Der Kongress ist als fünftägiges Glaubensfest gedacht.
Der Begriff Eucharistie stammt vom griechischen Wort für Danksagung. In der katholischen Kirche ist es üblich, den Gottesdienst mit Eucharistiefeier als heilige Messe zu bezeichnen. Das Austeilen und Empfangen von Brot und Wein wird Kommunion genannt.
Brot und Wein erinnern in der katholischen Lehre nicht nur an Jesus. Er soll vielmehr in den Lebensmitteln gegenwärtig werden. Dafür vollzieht der Priester in der Messe die Wandlung. Dabei sollen die Hostie oder Oblate – die meist anstelle von Brot verwendet wird – und der Wein ihre Substanz verändern, während sie ihre äußere Form behalten. Diese so genannte "Transsubstantion" ist nach theologischer Vorstellung ein "realer Vorgang". Für Außenstehende handelt es sich nur um einen symbolischen Akt. In den protestantischen Kirchen gibt es dazu unterschiedliche Auffassungen. Die reformierten Kirchen im Protestantismus sehen das Abendmahl vor allem als eine Erinnerung an Jesus.
Eucharistie als 'Vorgeschmack des Himmels'
In der Eucharistie geht es um Kernelemente der christlichen Lehre: das Leiden und den Kreuzestod Christi nach dem letzten gemeinsamen Mal sowie die Auferstehung. Der Kölner Kardinal Joachim Meisner als Gastgeber des Kongresses erklärte: "Das eucharistische Mahl ist ein Vorgeschmack des Himmels – ein Hinweis darauf, dass wir nach unserem Tode im Reich Gottes mit allen Verstorbenen und allen Heiligen versammelt werden."
Darüber hinaus sei die 'Danksagung' nicht nur ein Ritual, sondern eine Lebenseinstellung, betonte Sigrid Grabmeier, Sprecherin der Kirchenvolksbewegung 'Wir sind Kirche'. Es gehe um das Füreinander-Eintreten, das Jesus seinen Jüngern geboten habe. Nach Ansicht von Grabmeier ist der Kölner Eucharistie-Kongress zu "liturgielastig". "Der wirkliche Gottesdienst, den Jesus meint, der findet nicht in einer Liturgie, in einer Kirche mit tollen Gewändern statt, sondern im Alltag, im Leben miteinander", sagte Grabmeier der Deutschen Welle. 'Wir sind Kirche' ist ein Zusammenschluss von Laien. So werden in der katholischen Kirche die Nicht-Geistlichen genannt.
Obwohl die Eucharistie die Gläubigen verbinden soll, trennt sie die Christen doch häufig. Evangelische Christen dürfen nach dem Verständnis der katholischen Amtskirche nicht teilnehmen. Auch geschiedene Katholiken, die sich wieder verheiraten, sind in vielen Fällen ausgeschlossen.
Eine gemeinsame Abendmahlsfeier von evangelischen und katholischen Christen ist laut dem Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch ohne eine Einigung beim Kirchen- und Amtsverständnis unmöglich. "Wenn wir zu einer Verständigung kämen, wäre dies ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur Eucharistiegemeinschaft", sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz der Tageszeitung "Die Welt". Das sehen viele Laien anders. "Die Ausgrenzung vom Tisch des Herrn ist seiner absolut unwürdig", sagte Grabmeier. "Die Amtskirche hat alle Möglichkeiten, diese Trennung zu beenden. Nur sie tut es nicht, und das ist sehr, sehr traurig."