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Sicherheitsorgane

19. Oktober 2009

Am Sonntag wurden sie zum Anschlagsziel - die iranischen Revolutionsgarden. Doch wer steckt hinter den Revolutionsgarden, den sogenannten "Pasdaran"?

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Revolutionsgardisten (Foto: Irna)
Die Revolutionsgardisten bilden das Herzstück der VerteidigungBild: Irna

Obwohl sie doch die Stütze des Schahs bei seinem Anspruch darstellen sollten, den Iran zur regionalen Supermacht zu entwickeln, befanden die regulären iranischen Streitkräfte sich zur Zeit der islamischen Revolution 1979 in desolatem Zustand. Der Generalstab hatte weitgehend aufgehört zu funktionieren und Teile des Militärs nahmen an repressiven Maßnahmen gegen die Bevölkerung teil, während andere sich relativ schnell den Schah-Gegnern anschlossen.

Kontinuität und Wandel nach Schah-Sturz

Nach der Vertreibung des Schahs kam es zu Säuberungen in der Armee: Hohe Offiziere wurden hingerichtet, wenn sie sich nicht durch Flucht in Sicherheit gebracht hatten, und die neuen Herren diskutierten, ob die Streitkräfte nicht insgesamt ersetzt werden sollten. Aufgelöst wurde schließlich nur die "Kaiserliche Garde" und Revolutionsführer Khomeini verteidigte die Kontinuität: Der Militärdienst sei "eine heilige Pflicht", die vor dem Allmächtigen Belohnung finde. Iraner werden im Alter von 18 zum Militärdienst eingezogen, der in der Regel anderthalb Jahre dauert.

Pasdaran - Armee hinter der Armee

Die Islamische Republik stützt sich aber nicht allein und nicht überwiegend auf diese regulären Streitkräfte, deren Stärke auf über 400.000 Mann geschätzt wird: Die Tage der Revolution vor dreißig Jahren haben den Machthabern gezeigt, dass eine Armee von Wehrpflichtigen letztlich ein gewisser Unsicherheitsfaktor ist. Deswegen und weil man die verschiedenen Milizen der Revolutionszeit zusammenfassen wollte, wurden noch 1979 die "Revolutionsgarden" geschaffen - die "Pasdaran".

Verteidigung nach außen und nach innen

Die Verfassung sieht vor, dass die regulären Streitkräfte das Land nach außen hin schützen, während die "Pasdaran" mit der "Verteidigung der Revolution" beauftragt sind. Dieses Korps der Gläubigen umfasst inzwischen etwa 125.000 Mann und übernimmt weit mehr Aufgaben als in der Verfassung vorgesehen:

Die "Pasdaran" haben in der Vergangenheit versucht, die Revolution nicht nur zu schützen, sondern auch über die Grenzen des Iran hinaus zu verbreiten - etwa in den Libanon, wo sie an der Gründung und Ausbildung der islamistischen "Hisbollah" beteiligt waren. Wie die regulären Streitkräfte stehen auch die Revolutionsgarden unter dem Befehl des Generalstabs, sie verfügen aber über eigene Abteilungen in den verschiedenen Waffengattungen und sie sind maßgeblich verantwortlich für die iranische Raketenbewaffnung und angeblich auch für Teile des iranischen Atomprogramms. Letzteres motivierte Washington im Jahr 2007, die "Pasdaran" als "Terrororganisation" einzustufen - das erste Mal, dass ein Teil eines offiziellen staatlichen Militärs auf diese Liste gesetzt wurde.

Präsident Mahmud Ahmadinedschad war einst Kommandant einer "Pasdaran"-Einheit und er hat den Revolutionsgarden zu noch mehr Einfluss verholfen, indem er über die Hälfte seiner Ministerposten an alte Mitstreiter aus den Reihen der Revolutionsgarden vergab.

Religiös motivierte Schlägertrupps

Bei Problemen im Land greifen die "Pasdaran" schließlich auf eine Organisation zurück, die ebenfalls in den Anfangstagen der Revolution gegründet wurde: Die "Bassij" - etwa eine Million junger Leute landesweit, die religiös motiviert sind und als "Ordnungskräfte" gegen Demonstranten eingesetzt werden wie auch zur Durchsetzung der strengen Verhaltensregeln.

Die Freiwilligen der Bassij sind dem "obersten Führer" verpflichtet - Ajatollah Ali Chamenei - und dieser ist weit mehr als "oberster religiöser Führer": Basierend auf der Staatsdoktrin der "Welayate Faqih", der "Herrschaft des obersten Rechtsgelehrten", ist dieser Oberbefehlshaber sämtlicher Sicherheitsorgane im Staat.

Autor: Peter Philipp

Redaktion: Martin Muno